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13. September 2022
Beate Eickmann
DER FUSS Kolumne

Gedankenlauf

Ich sitze in meinem Garten, genieße die Sonne und lasse meine Gedanken schweifen. 20 Jahre Podologie, mein Gott, was in dieser Zeit alles passiert ist – und das nicht nur privat, sondern besonders in diesem großartigen Beruf. Es hat sich doch einiges getan, wenn man einmal zurück zu den Anfängen schaut.
Grafik
Grafik: Cornelia Meier/C. Maurer Fachmedien

2005 habe ich eine Schulung zur Fußpflegerin gemacht. Dort wurde uns schon gesagt, dass wir alles machen dürfen, wir dürfen uns nur nicht so nennen. Schnell habe ich aber gemerkt, dass man an seine Grenzen stößt – auch wenn man Medizinische Fachangestellte ist. Also begann ich dann 2009 die Ausbildung zur Podologin.

Was mich sehr entrüstet hat, war das Ansehen in der Ärzteschaft: Die fast durchgängige Meinung war, dass man als Podolog*in ja eigentlich nur eine bessere Fußpflege wäre, aber der Meinung sei, mit ein paar Stunden am Wochenende hätte man schon ein halbes Medizinstudium absolviert.
Wenn ich mich so im Kolleg*innenkreis umhörte, musste ich den Ärztinnen und Ärzten recht geben. Viele Kolleg*innen haben nach dem Bestehen der Ergänzungsprüfung so weitergearbeitet wie vorher auch. Natürlich nicht alle.

Es gab etwas über 23 Euro für eine Komplexbehandlung, Verordnungen mussten noch bei der Krankenkasse genehmigt werden (BKN) und als Spange wurde höchstens die Ross Fraser anerkannt. Podologinnen und Podologen durften zu dieser Zeit gefühlt auch viel weniger.

Es hat sich schon viel getan. Luft nach oben ist aber noch – und es wird auch mehr kommen. Allein durch den zunehmenden Ärztemangel werden wir mit Sicherheit noch mehr Aufgaben bekommen. Schon jetzt sind viele von ihnen froh, dass wir ihnen Arbeit abnehmen. Ich bekomme oft Patientinnen und Patienten zugewiesen, weil sie unklare Schmerzen haben. Bei genauerem Hinschauen stellt sich dann heraus, dass die Schmerzen durch Clavi verursacht werden. Daraufhin sind die Patient*innen dann schnell von den Schmerzen befreit.

Leider stelle ich fest, dass manchen Kolleg*innen das Selbstvertrauen fehlt. Ich habe mit Professoren und Ärzten zusammengearbeitet, die unsere Zurückhaltung nicht verstehen. Wenn wir eine Anweisung erhalten, dann dürfen wir medizinisch arbeiten.

Dabei sind wir nicht nur die, die nur Diabetiker behandeln dürfen. Wir dürfen mehr. Was für eine fantastische Aufwertung unseres Berufes! Auch die Krankenkassen haben erkannt, dass wir nicht nur für Diabetiker wichtig sind. Und jetzt werden wir auch noch Spangen setzen dürfen. Hach, watt freu ich mich! Endlich erfahren wir die Wertschätzung, die uns und unserer Ausbildung gebührt.

Ach ja, die Schulgeldfreiheit in vielen Bundesländern haben unsere Verbände auch durchgeboxt.

Mal ehrlich, wir sind jetzt wer. Keine bessere Fußpflege, sondern Podologinnen und Podologen. Das sollten wir mit stolzgeschwellter Brust nach außen tragen. Immer und überall.

Was sich leider bis jetzt immer noch nicht geändert hat ist, dass viele Kolleg*innen sich zwar darüber echauffieren, was Fußpfleger*innen alles machen, ihren hart erkämpften Titel aber genau mit diesem Begriff übersetzen. Mit einem Begriff, der mit der Podologie, wie sie heute dasteht, nichts mehr zu tun hat. Ich hoffe, auch dort wird bald ein Umdenken stattfinden.

In diesem Sinne,
Glückauf!

Ihre Beate Eickmann

 

 

Porträtfoto
Foto: privat
Beate Eickmann, ist seit 2011 mit ihrer podologischen Praxis selbstständig. Seit 2015 Heilpraktikerin (Podologie) und seit 2016 Gutachterin im Sozial- und Gesundheitswesen, Bereich Podologie.
Foto: Eakrin/Adobe Stock
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