Heiter oder wolkig? Tipps für ein gutes Betriebsklima
[Abo] Jeder Praxisinhaber sollte bestrebt sein, das Betriebsklima in seiner Praxis so positiv wie möglich zu gestalten, damit alle Mitarbeiter immer gerne und motiviert zur Arbeit kommen.
Jeder berufstätige Mensch verbringt einen großen Teil seiner Zeit am Arbeitsplatz mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Ein gutes Betriebsklima wirkt sich daher nicht nur auf das persönliche Wohlbefinden aus, sondern auch auf die individuelle Arbeitsleistung und damit auf den Unternehmenserfolg.
Betriebsklima messen
Mit einem „Klima-Barometer“ können Sie schnell und anonym feststellen, wie Ihre Mitarbeiter derzeit das Betriebsklima in der Praxis beurteilen. Nutzen Sie dazu die nächste Mitarbeiterbesprechung. Geben Sie jedem Mitarbeiter ein Blatt mit dem „Klima-Barometer“ und lassen Sie von jedem Mitarbeiter seine persönliche Einschätzung des Betriebsklimas ankreuzen. Die Blätter können anschließend anonym in einer Box eingesammelt und ausgewertet werden. Die Ergebnisse führen oft zu lebhaften Diskussionen über die Einflussfaktoren auf das Betriebsklima und über mögliche Verbesserungsmöglichkeiten.
Kollegiale Umgangsformen
Als Chef sollten Sie durch Ihr Auftreten stets ein Vorbild für einen höflichen und respektvollen Umgang miteinander sein. Reden Sie daher niemals negativ oder abfällig über abwesende Mitarbeiter. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, so besprechen Sie den Kritikpunkt unter vier Augen mit dem betreffenden Mitarbeiter. Achten Sie auch darauf, einzelne Mitarbeiter nicht zu benachteiligen oder zu bevorzugen. Ungerechtfertigte „Sonderrechte“ für einzelne Mitarbeiter führen schnell zur Verärgerung der Kollegen. Üben Sie auch Toleranz gegenüber Mitarbeitern, die wegen ihrer Herkunft, Nationalität, Religion oder Weltanschauung sehr individuelle Denk- und Verhaltensweisen zeigen, solange dies keine negativen Auswirkungen auf Arbeitsabläufe, Arbeitsergebnisse, Patienten oder Kollegen hat. {pborder}
Angenehmes Arbeitsumfeld
Ein angenehmes und attraktives Arbeitsumfeld wirkt sich unmittelbar auf die persönliche Stimmung und damit auch auf den persönlichen Umgang miteinander aus. In innerbetrieblichen Umfragen werden von Mitarbeitern häufig folgende „kleine“ Ärgernisse am Arbeitsplatz genannt: Gerüche (z.B. durch mitgebrachte Speisen der Kollegen), Schmutz (unaufgeräumte Kaffeeküche, volle Mülleimer), störende Privattelefonate im Pausenraum, nicht funktionsfähige Kopierer (Kopierstau, nicht nachgefülltes Papier) oder entliehene und nicht zurückgebrachte Arbeitsmittel. Versuchen Sie, diese kleinen aber „nervigen“ Störfaktoren im Team soweit wie möglich zu eliminieren.
Angemessene Arbeitsbelastung
Wenn in der Praxis dauerhaft Stress, Hektik und Überlastung herrschen, wird sich dies früher oder später auch auf den Umgang der Mitarbeiter untereinander auswirken. Ständige Überforderung führt zu gereizter Stimmung und einem entsprechenden Umgangston. Wer sich ständig gestresst, überlastet und genervt fühlt, ist meist kein angenehmer Gesprächspartner und erst recht kein hilfsbereiter Kollege. Suchen Sie bei dauerhaften Überlastungssituationen gemeinsam nach einer Lösung, damit durch eine ausreichende Mitarbeiterzahl und durch eine vorausschauende Einsatzplanung eine permanente Überforderung einzelner Mitarbeiter vermieden wird.
Gerechte Urlaubs- und Dienstplanung
Für ein gutes Betriebsklima ist es wichtig, dass alle Kollegen das Gefühl haben, bei der Planung von Urlaubs- und Arbeitszeiten gerecht behandelt zu werden und dass bei der Verteilung von Urlaubs- und Brückentagen kein Mitarbeiter bevorzugt wird. Wenn sich einzelne Kollegen nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ immer wieder die attraktivsten Urlaubszeiten und Urlaubstage sichern, so führt dies früher oder später zur Verstimmung im Team. Die Mitarbeiter können sich für die Urlaubs- und Arbeitszeitplanung eigene Regeln schaffen, nach denen Urlaubstage und Dienstzeiten verteilt werden und dabei auch festlegen, wessen Wünsche im Fall von Überschneidungen vorrangig berücksichtigt werden.
Gemeinsame Freizeitaktivitäten
Gemeinsame Freizeitaktivitäten bieten die Möglichkeit, Kollegen persönlich besser kennenzulernen. Wenn neben fachlichen auch persönliche und private Informationen ausgetauscht werden, so wirkt sich dies meist positiv auf die zukünftige berufliche Zusammenarbeit aus. Als Maßnahmen kommen zum Beispiel in Betracht: Betriebsausflug, Grillabend, Sommerfest, Weihnachtsfeier, Kegelabend, Radtour oder Bootstour.
Konflikte beilegen
Wenn Sie Konflikte zwischen Mitarbeitern wahrnehmen, so sollten Sie diese fachlichen oder zwischenmenschlichen Differenzen nicht ignorieren. Sprechen Sie den Konfliktpunkt auf der nächsten Mitarbeiterbesprechung an, wenn mehrere oder alle Mitarbeiter davon betroffen sind. Wenn der Konflikt nur zwischen zwei Mitarbeitern besteht, so sollten Sie Einzelgespräche mit diesen Mitarbeitern führen. Geben Sie dabei zu erkennen, dass Meinungsverschiedenheiten für Sie keine „Katastrophe“ sind, sondern eine natürliche Begleiterscheinung der beruflichen Zusammenarbeit. Bleiben Sie bei Konflikten stets neutral und ergreifen Sie nicht Partei für einen der Beteiligten. Als Chef sind Sie nicht für die inhaltliche Lösung des Konflikts, sondern nur für die Moderation der Konfliktlösung zuständig. Fragen Sie die Beteiligten daher zunächst nach den Ursachen des Konflikts: „Was war früher anders, als die Zusammenarbeit noch gut geklappt hat?“. Mit dieser Frage lenken Sie den Blick auf unproblematische Zeiten und auf mögliche Lösungsansätze. Fragen Sie dann nach möglichen Verbesserungsvorschlägen: „Was könnten Sie selber tun, damit sich die Situation verbessert? Was müsste Ihr Kollege tun?“ Sollte sich der Konflikt nicht durch Einzelgespräche beilegen lassen, so ist ein gemeinsames Gespräch mit beiden Beteiligten erforderlich. Im Gespräch sollen die Konfliktparteien ihre unterschiedlichen Meinungen darstellen, kleine Schritte zur Verbesserung nennen und eine Vereinbarung zur Lösung des Konflikts treffen.
Gemeinsame Teamregeln
In vielen Praxen hat es sich bewährt, im Team verbindliche Vereinbarungen für eine harmonische, zwischenmenschliche Zusammenarbeit und für ein gutes Betriebsklima zu erarbeiten. Diese Teamregeln werden schriftlich fixiert, von allen Teammitgliedern unterschrieben und im Pausenraum aufgehängt. Auf diese Weise sind die Teamregeln täglich im Blickfeld, geraten nicht wieder in Vergessenheit und sind auch für jeden neuen Kollegen sofort wahrnehmbar. Derartige Teamregeln werden natürlich für jede Praxis individuell unterschiedlich sein. Im Kasten finden Sie Beispiele, die Ihnen als Anregung für die Gestaltung eigener Teamregeln dienen können.
Artikel als Pdf herunterladen