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16. Mai 2019
Redaktion

„Ich wünsche mir ein offenes, wertschätzendes Miteinander“

Die Delegiertenversammlung des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) hat am 9. März 2019 in Fulda auf ihrer Jahreshauptversammlung Ruth Trenkler zur neuen Präsidentin gewählt. „Der FUSS“ hat sich mit der neuen Präsidentin über die aktuellsten Entwicklungen bei podo deutschland, den drängendsten Zukunftsfragen und Lösungsansätzen unterhalten.
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Grafik: Cornelia Meier/C. Maurer Fachmedien

Frau Trenkler, wie fühlen Sie sich als neue Präsidentin des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) e.V. – kurz genannt „podo deutschland“?

Ich empfinde es als eine große Ehre, an der Spitze dieses renommierten Berufsverbandes stehen zu dürfen, der in Deutschland durch seine berufspolitische Arbeit maßgeblichen Einfluss in der Politik und bei den Krankenkassen besitzt. Das ist eine ganz spannende Aufgabe.{pborder}

Wie beurteilen Sie die momentane Situation von podo deutschland?

Unser Verband ist eine starke, über Generationen gewachsene Gemeinschaft und setzt sich seit jeher für die Interessen unseres Berufsstandes und der einzelnen Mitglieder ein. Obwohl momentan Kräfte am Werk sind, die mit aller Gewalt versuchen, diesen über Jahrzehnte gewachsenen Verband zu spalten und dabei in Kauf nehmen, dass unserem ganzen Berufsstand Schaden zugefügt wird, ist podo deutschland stabil und so gut strukturiert, dass er dieser Belastung standhält.

Das neue Präsidium ist ein hervorragendes und kompetentes Team und arbeitet sehr gut und effektiv zusammen. Ich bin sicher, schlussendlich werden wir aus dieser Situation nur stärker herausgehen. Es ist beeindruckend, wie eng der Zusammenhalt im Verband ist.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Verbandes?

Ich sehe unseren Verband nach wie vor als föderalistisch strukturierten Verband. Für die Mitglieder sind die Landesverbände als Vertreter und Ansprechpartner sehr wichtig. In einer zentralen Struktur bleibt die Basis auf der Strecke. Der Kontakt vor Ort ist durch nichts zu ersetzen. Und damit meine ich – außer den Landesvorsitzenden – auch die jeweiligen Geschäftsstellen, die wertvolle Arbeit für die Mitglieder leisten. Gerade hier würde ich ansetzen und die Arbeit der Geschäftsstellen stärken, fördern und unterstützen. Manche Strukturen müssen erneuert, gestrafft und verbessert werden. Das wollen wir zügig angehen.

Ehemalige Funktionäre des podo deutschland sind nun dabei, einen weiteren Berufsverband zu gründen. Was möchten Sie Mitgliedern raten, deren Landesverbände eine Verschmelzung mit diesem empfehlen oder nahelegen?

Wir leben in einer Demokratie – wer einen anderen Verband gründen will, darf dies gerne und jederzeit machen. Sehr kritisch sehe ich aber, wenn in einer Jahreshauptversammlung, an der nur ein kleiner Teil der Mitglieder anwesend ist, eine Minderheit über die Mehrheit entscheidet. Ich kann nur jedem Mitglied ganz dringend raten: Gehen Sie zu Ihren Versammlungen und lassen Sie nicht zu, dass auf einer Versammlung von podo deutschland Werbung für einen anderen Verband gemacht wird. Informieren Sie sich gut.

Die Frage ist immer die gleiche: Wer zieht seinen Vorteil daraus? Tatsächlich die Mitglieder? podo deutschland ist der in der Politik anerkannte Verband, wir verhandeln zusammen mit allen anderen maßgeblichen Verbänden. Wir sind für unsere Mitglieder da und werden zusammen mit unseren Landesverbänden podo deutschland in eine gute Zukunft führen. Mitgliedern, die gegen ihren Willen in den neuen Verband übernommen wurden, steht es frei, zum Jahresende zu kündigen und wieder zu podo deutschland zu wechseln.

Abgesehen von dieser Herausforderung: Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den anderen Berufsverbänden im Bereich Podologie und Fußpflege vor?

Wir haben mit den Vertretern der anderen Berufsverbände guten Kontakt und wollen konstruktiv zusammenarbeiten. Diesbezüglich haben auch schon Gespräche stattgefunden. Wir sind uns einig, unseren Berufsstand fördern und weiter entwickeln zu wollen.

Was sind die derzeit dringlichsten Themen, die zu bewältigen sind?

Ein ständig wachsendes Problem ist der Nachwuchsmangel. Wir brauchen ganz dringend viele neue Podologen. Hier muss zwingend an der finanziellen Hürde gearbeitet werden. Eine Lösung wäre eine bundesweite Schulgeldbefreiung und Unterstützung für Fahrt, Kost und Logis, da viele Interessenten weit entfernt von Schulen wohnen. Eine Art BAFÖG könnte eine weitere Lösung sein, die diese Belastungen auffängt.

Der Beruf muss zudem attraktiv gemacht werden, das heißt, dass auch die Entlohnung spürbar steigt. Voraussetzung dafür ist, dass auch der Arbeitgeber einen Umsatz erzielt, der es ihm ermöglicht, entsprechende Löhne zu zahlen. Vieles in unserem Tätigkeitsbereich ist kostenintensiv und wir bekommen keine Vergütung dafür. Hier denke ich zum Beispiel an die Hygiene.

Ein ganz dringendes Thema ist das Thema „Nagelkorrektur“ Es kann nicht sein, dass Krankenkassen eine Behandlung bezahlen, in der eine ungelernte Arzthelferin bei einem Schmerzpatienten eine Klebespange anbringt und der Arzt dafür hohe Kosten abrechnen darf. Leider ist die rechtliche Situation dermaßen verzwickt, dass keine schnelle Lösung in Sicht ist.

Dennoch halte ich den Ist-Zustand für untragbar und werde mich mit aller Energie dafür einsetzen, dass die Patienten eine fachgerechte Behandlung erfahren und die Podologen ihre Arbeit leistungsgerecht vergütet bekommen.

Wie werden Sie die Zusammenarbeit mit anderen Heil- und Hilfsmittelerbringern gestalten?

podo deutschland ist Mitglied im SHV, dem Spitzenverband der Heilmittelerbringer. Wir treffen uns derzeit in verschiedenen Arbeitskreisen, auch mit Therapiegruppen, die nicht im SHV organisiert sind, um die kommenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Die Zusammenarbeit ist derzeit sehr gut und sehr intensiv.

Wenn man als Mitglied etwas auf dem Herzen hat, darf sie oder er dann auf Sie zukommen?

Unsere Mitglieder im Bundesverband sind nur die Landesverbände, vertreten durch ihre Vorsitzenden, aber selbstverständlich stehen sowohl ich, als auch alle meine Kollegen im Präsidium jedem Mitglied der Landesverbände bei Bedarf persönlich gerne zur Verfügung.

In allererster Linie sind aber die Landesverbände die richtigen Ansprechpartner für ihre Mitglieder und können die meisten Anliegen vor Ort klären. Der Bundesverband ist in erster Linie Vertretung der Landesverbände und des Berufsstandes in der Politik und bei Vertragspartnern. Er unterstützt die Landesverbände und handelt in deren Auftrag.

Noch eine Frage zur Forum FUSS am 11. und 12. Oktober in Kassel. Wie ist hier der aktuelle Planungsstand?

Die Planung für die FUSS ist in vollem Gange. Dieses Jahr feiern wir Jubiläum: 25 Jahre FUSS. Wir würden uns sehr freuen, wenn sehr viele Mitglieder zur FUSS kommen und mit uns feiern. Es besteht auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit, Fortbildungspunkte zu erwerben, sich mit Kollegen auszutauschen und sich bei den ausstellenden Firmen über Neuerungen zu informieren. Und natürlich freuen wir uns über jedes Mitglied, das uns an unserem Stand besucht.

Sicher haben Sie als Präsidentin auch ­einige Wünsche an Ihre Mitglieder? ­Welche wären dies zum Beispiel?

Ich wünsche mir in erster Linie, dass unsere Mitglieder zufrieden sind und sich von uns gut vertreten fühlen. Häufig liegt Unzufriedenheit an mangelnder Kommunikation. Wir vergessen oft bei unserer Arbeit, den Mitgliedern mit­zuteilen, woran wir arbeiten, wie die Sachlage ist und warum manches nicht von jetzt auf gleich umgesetzt werden kann.

Daher bitte ich alle Mitglieder, bevor sie ihren Frust in den öffentlichen Medien kundtun, sich bei ihren Landesvorsitzenden – oder gerne auch direkt bei uns zu melden –, damit wir ihnen zum einen unmittelbar Rede und Antwort stehen können, zum anderen aber auch uns kommuniziert wird, was den Mitgliedern am Herzen liegt. Ich wünsche mir gegenseitiges Vertrauen und ein offenes, wertschätzendes Miteinander.

Ihr Terminkalender wird vermutlich noch voller werden: Wie schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Amt als neue Präsidentin?

Im Moment versuche ich, Stress und Druck durch täglichen Sport abzubauen. Ich bin ein Frühaufsteher und sportle meist vor 6 Uhr früh. Leider komme ich im Moment gar nicht mehr an mein Klavier, aber ich hoffe, dass sich das in den nächsten Wochen wieder ändern wird. Unser Berufsverband liegt mir sehr am Herzen, daher setze ich mich jeden Tag mit viel Freude wieder für uns alle ein. Vielen Dank für dieses Gespräch.

Interview: Thomas Schmidt

Ruth Trenkler im Portrait

Ruth Trenkler, vormals Kouba, ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie ist seit vielen Jahren aktives Mitglied im Deutschen Verband für Podologie (ZFD) e.V. und greift auf einen großen Erfahrungsschatz zurück. Seit 2013 engagiert sie sich für den Landesverband Bayern und war bis April 2019 dessen 1. Vorsitzende.

Die Podologin und Heilpraktikerin gründete vor mehr als 25 Jahren eine eigene Praxis in Regensburg – und führt diese nun zusammen mit ihrem Sohn Konstantin und ihrem Mann Jürgen. Ihre besondere Leidenschaft ist die ­Orthonyxie beziehungsweise die Nagelbehandlung in allen ihren Facetten. Weitere Schwerpunkte sind die Behandlung von ­Diabetikern und Kinderfüßen.

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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