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16. Januar 2023
Redaktion

Risikobereich Fuß- und Nagelpilz: Vorsorge, Compliance und Nachsorge

[Abo] Pilzinfektionen an Nägeln und Füßen sind nicht nur ein optisches Problem – sie können sich auch ausbreiten und zu Folgeerkrankungen führen. Zudem besteht für Betroffene die Gefahr, ihre Mitmenschen anzustecken. Hinzu kommt: Pilzerkrankungen heilen nicht von selbst. Wie Fußprofis Betroffene unterstützen können, weiß Fachautorin Ursula Maria Schneider.



Foto: ryanking999/Adobe Stock

Laut Deutschem Grünen Kreuz leidet fast jeder dritte Deutsche unter Fußpilz. Fuß- und Nagelerkrankungen liegen damit auf Platz zwei der Hitliste der Infektionskrankheiten. Unter Nagelpilz leiden in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung. In der Altersgruppe ab 65 sind es sogar über 45 Prozent. Ähnlich wie bei Diabetes wissen viele nicht, dass sie von der Krankheit betroffen – also infiziert – sind. Neben den Hautbereichen am Fuß (Zehenzwischenräume, Fußsohle, Ferse, Fußrand und Fußrücken) ist oftmals auch der Nagelbereich vom Pilz befallen.

Gut zu wissen

Nicht nur im Sommer, auch in warmen Regionen hat Fuß- und Nagelpilz „Hochsaison“. In feucht-warmen Bereichen wie Saunen, Solarien, Schwimmbädern etc. finden Pilze optimale Siedlungs- und Wachstumsbedingungen, die sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Unterscheiden sollte man hier allerdings zwischen „gut“ und „böse“. Denn nicht alle Pilze sind in der Lage, beim Besiedeln die Haut auch gleichzeitig zu zerstören. Es gibt circa 100.000 verschiedene Pilzarten, allerdings sind nur rund 100 davon für den Menschen auch wirklich gefährlich.

{pborder}Nagelmykosen auf dem Vormarsch

Nagelpilzerkrankungen (Onychomykosen) gehören zu den häufigsten Pilzinfektionen. Mittlerweile ist man davon überzeugt, dass sich eine Onychomykose immer aus einem Fußpilz (Tinea pedum) entwickelt. Aufgrund des Körperschweißes, der sich in den Zehenzwischenräumen festsetzt, ist dieses feucht-warme Areal ein attraktiver Besiedlungsraum für Pilze. Sie dringen in die Haut ein und zerstören diese (Intertdigitalmykose).

Wird dieses Problem nicht rechtzeitig erkannt und der Hautbereich nicht entsprechend versorgt, kann sich die Infektion bis zur Nagelspitze hin ausdehnen. Unterhalb der Fußkuppe können dann Pilze zwischen Haut und Nagelplatte in den Nagel eindringen und schlimmstenfalls den Nagel zerstören. Zehennägel (am häufigsten großer und kleiner) sind hier häufiger betroffen als Fingernägel.

Begünstigende Faktoren

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Nagelpilz zu erkranken, begünstigt durch ein schlechtes Immunsystem beziehungsweise Durchblutungsstörungen. Auch eine Reihe von anderen Faktoren begünstigt die Entstehung von Haut- und Nagelmykosen:

  • Der Nagel ist bereits vorgeschädigt, etwa durch einen Gegenstand, der auf den Nagel gefallen ist.
  • Häufiges Tragen von synthetischen Strümpfen sowie von luftundurchlässigem Schuhwerk (Gummistiefel, Turnschuhe, Arbeitsschuhe). Pilze lieben dieses „Treibhausklima“.
  • Enge, zu kleine und unbequeme Schuhe. Hier kann der Nagel gestaucht werden, die Stauchfurchen führen dazu, dass die Verbindungen der einzelnen Fibrillen untereinander abreißen und die Schutzfunktion der Nagelplatte gestört ist.
  • Bestimmte Krankheiten wie Diabetes mellitus oder auch andere Stoffwechselkrankheiten, die zu einer gestörten Blutversorgung führen.
  • Haut- und Nagelverletzungen – speziell bei Sportler*innen.
  • Verordnete Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken beziehungsweise schwächen.

 Durch Kratzen können rote und gereizte Hautflächen entstehen, die sich zu schmerzhaften Wunden entwickeln können. Foto: ryanking999/Adobe Stock

Besonders wichtig: Aufklärung und Beratung

Für Sie gehört Fuß- und Nagelpilz zum Praxisalltag. Sie kennen Bilder dieser Art oder verfügen sogar bereits über Fotomaterial im Rahmen einer Mykose-Dokumentation, die Sie bereits bei einem*er Kund*in oder Patienten*in im Rahmen einer Mykose-Therapie durchgeführt haben. Natürlich wissen Sie, dass Aufklärung hier oberstes Gebot ist, und sind auch für die besonders hartnäckigen Fälle beratungsmäßig gerüstet. Das ist gut. Vergessen Sie hierbei jedoch nicht, das Pflegeprodukt der Wahl auch für den Verkauf vor Ort zu haben.

Da Pilzleiden oftmals eine langwierige Angelegenheit sind und man den*die Kund*in oder Patienten*in regelrecht bei der Stange halten muss (Stichwort: Compliance) sollten Ihre Pflegetipps leicht verständlich und einfach umsetzbar sein und das Pflegeprodukt halten, was es verspricht. Liegt nämlich bereits eine Nagelerkrankung vor, beginnt eine lange und für den*die Patient*in teilweise auch langwierige Behandlungszeit, die sie beide zuweilen einer harten Belastungsprobe aussetzt. „Responsible Care“ ist dabei ein Muss für beide Seiten, aber natürlich müssen Sie Kund*innen und Patient*innen auch die Wichtigkeit der kontinuierlichen Behandlung – bei Ihnen in der Praxis, aber vor allem auch zu Hause – verdeutlichen.

Tinkturen stärken – und schützen vor mikrobiellen und physiologischen Beeinträchtigungen. Foto: Evgeniya Sheydt/Adobe Stock

Auch psychologisch begleiten

Im Rahmen der „Responsible Care“ spielt gerade bei Fuß- und Nagelpilz auch die Psyche eine große Rolle. Fuß- und Nagelpilzerkrankungen bringen oft sehr unangenehme Begleiterscheinungen mit sich, zum Beispiel ein Brennen verbunden mit einem starken Juckreiz. Durch Kratzen können rote und gereizte Hautflächen entstehen, die sich durch Bläschen und Risse in der Haut bis zu schmerzhaften Wunden entwickeln können.

Hier müssen Sie in der Kommunikation viel Verständnis aufbringen und sich Zeit nehmen – zum Annehmen, Zuhören und Beraten. Auch Geduld spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Was sonst noch wichtig ist

Weisen Sie in der Nagelpflege auf Produkte hin, die speziell raue und splittrige Nägel wieder aufbauen, einfach im Handling und zielgerecht in der Verarbeitung sind. Produkte auf Sprühbasis etwa sind nicht nur praktisch, sondern verhindern auch eine Kontamination. Erfolge bieten auch Speziallacke. Hier sollte der Pinsel jedoch nur vom Betroffenen verwendet werden. Farbige Speziallacke bieten nicht nur Schutz, sondern dienen gleichzeitig auch als Nagellack. Eine sachgemäße und regelmäßige Entfernung mit einem schonenden, acetonfreien Remover sollte als selbstverständlich gelten.

Ist das Nagelbett oder mehr als die Hälfte eines Nagels oder mehrerer Nägel befallen, reichen pflegende Substanzen nicht aus. Nun sind systemisch wirkende Medikamente wie Tabletten, die den Pilz von innen bekämpfen, nötig. Diese sollten im Zeitraum, in dem der Nagel herausgewachsen ist (bei Fußnägeln dauert dies ca. sechs Monate; bei Fingernägeln ca. drei Monate), angewendet werden.

Als Nagelbearbeitung kann sich ggf. auch eine Nagelkorrekturmaßnahme mit einem lichthärtenden Kunststoff oder einem lufttrocknenden Gel anbieten, das in der Farbgebung dem natürlichen Nagel angepasst ist. So fällt es nicht auf, dass der natürliche Nagel mit einem künstlichen Nagelaufbau verbunden wird. Auch sind regelmäßige Besuche in der Praxis – alle 3 bis 4 Wochen – unerlässlich.

Beziehen Sie Position

Lassen Sie Ihre Kund*innen und Patient*innen wissen, dass sie bei Ihnen in puncto Problemfußpflege, etwa für pilzempfindliche Füße und Nägel, gut aufgehoben sind. Dies können Sie zum Beispiel mit einer Praxisbroschüre dokumentieren. Sofern Sie vielleicht mit einem*r Dermatolog*in kooperieren, der*die für Sie Pilzkulturen anlegt, haben Sie schon mal eine gute Referenz geschaffen. Kommunizieren Sie sich gegenseitig, so sollte auch der*die Ärzt*in Sie weiterempfehlen. Auch eine Apotheke könnte das Netzwerk sinnvoll erweitern, sofern Sie keine Pflegeprodukte verkaufen. Ansonsten wäre dies für Sie neben der Dienstleistung ein weiteres lukratives Einkommensfeld.

Integrieren Sie in Ihrer Broschüre Tipps und Tricks zur Pflege der Problembereiche. Sprechen Sie auch die Zielgruppe der „Turnschuhgeneration“ an. Dies können, müssen aber nicht nur, Sportler*innen sein, sondern auch Jugendliche, für die Turnschuhe zum Hauptschuhwerk gehören. Betreiben Sie hier Aufklärung und werden Sie prophylaktisch tätig. Auch eine Kooperation mit einem Fitness- oder Sportstudio könnte sich für Sie lohnen.

Etablieren Sie sich als Expert*in für Fußprobleme. Foto: Cherries/Adobe Stock

Ohne Beratung und Nachsorge geht es nicht

Erfolge werden Sie dann verzeichnen, wenn Sie Ihr*e Kund*innen und Patient*innen gut beraten, optimal versorgen und ihnen ein Netzwerk anbieten, in dem sie sich gut aufgehoben fühlen. Im Bereich der Prophylaxe, Pflege und Nachsorge steht Ihnen die Industrie mit vielen Produkten und Aufbereitungsformen zur Seite.

Hat der Pilz erst einmal den Fuß erreicht, benötigt er eine spezielle Behandlung. Ärzt*innen raten hier zu Antimykotika. Diese werden in Form von Salben, Cremes oder Puder zur äußerlichen Anwendung oder als Tabletten verabreicht und töten den Pilz ab. Auch wenn hier eine Wirkung bereits nach wenigen Tagen zu verspüren ist, ist es wichtig zu kommunizieren, dass diese über einen längeren Zeitraum angewandt werden sollten. Denn Pilze sind hartnäckig und müssen vollständig bekämpft werden.

Achten Sie bei rezeptfreien Produktbestellungen auch auf Kombinationsprodukte, die auf den Nagel beziehungsweise die Haut ausgerichtet sind, die Sie dann ggf. aber auch im Paket verkaufen können. So erhöhen Sie Ihre Einnahmen.

Nach der Pflege, aber auch als Vorbeugung, ist es wichtig, auf eine regelmäßige und gezielte Pflege zu achten. Spezielle Tinkturen stärken und schützen im Bereich Nagelpilz vor mikrobiellen und physiologischen Beeinträchtigungen. Nicht zuletzt glätten sie splittrige und geborstene Nägel, spenden Feuchtigkeit und unterstützen die Regeneration. Bei Hautpilz bieten sich zum Beispiel atmungsaktive Schaumcremes an, die dafür sorgen, dass die Schutzbarriere der Haut gegen Pilzerreger aufrechterhalten bleibt. Auf einer intakten Haut findet der Pilz keinen Angriffspunkt.
Mit Produkten, die Sie in der Vorsorge, in der Unterstützung der medizinischen Anwendung als auch in der Nachsorge gleichzeitig empfehlen können, bieten Sie Ihren Kund*innen und Patient*innen darüber hinaus nicht nur einen preislichen Vorteil, sondern stärken auch deren Bereitschaft, bestehende Fußproblem schnellstmöglich in den Griff zu bekommen.

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Foto: Eakrin/Adobe Stock
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