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30. November 2022
Redaktion

Wie entstehen Blasen überhaupt?

[Abo] Bei Extremwanderungen wie einem Megamarsch oder einem Marathon wird die Fußhaut besonders stark belastet. Mögliche Folgen sind schmerzhafte Blasen, die sich entzünden können. Was die Ursachen sind und wie sich Blasen vorbeugen lassen, erklärt Podologin Melanie Roithner.



Foto: Artem Furman/Shutterstock.com

Durch Reibung auf der Haut

Bewegen sich zwei Körper aneinander, entsteht Reibung. Das kennen wir aus der Physik. Bei ausdauerndem Laufen sind die Füße in den Socken und Schuhen ständiger Bewegung ausgesetzt. Quer- und Längsbewegungen im Schuh wechseln sich dabei ab. Socken und Haut bewegen sich dabei gegeneinander, wodurch Reibung entsteht. Der Grad der Reibung – die „Reibungskraft“ – ist dabei abhängig von der Bewegungsintensität, den in Schuh und Socken verwendeten Materialien, sowie dem Mikroklima auf der Hautoberfläche. Eine schweißfeuchte und weiche Haut im Zusammenspiel mit feuchten Socken verstärkt die Reibung.{pborder}

Es entsteht Wärme

Reibung erzeugt Wärme. Wir wissen aus dem Maschinenbau, dass Reibung meist Energieverluste zur Folge hat, da sie mechanische Energie, die in unserem Fall an der Hautoberfläche entsteht, in Wärme umwandelt. Da kann es auch mal „heiß“ werden. Marathonläufer sprechen in diesem Fall von „Hotspots“ an den Füßen. Es geht aber nicht nur Energie verloren. Um Beschädigungen zu vermeiden, muss die Hautoberfläche auch gekühlt werden – genauso wie bei einer Maschine.

CHECKLISTE BLASENVERMEIDUNG

  • Haut – Socke: Da hilft nur schmieren. Vaseline, Hirschtalg, Body Glide, Fusskrem (Gehwol). Wer im Vorhinein weiß, dass „es“ passieren wird, schmiert schon vorher. Alle anderen schmieren, sobald sie bemerken, dass es an der betreffenden Stelle „heiß“ wird und anfängt, etwas wehzutun. Schmiermittel dabei zu haben, ist eine gute Idee, geht aber beim Marathon wegen „wohin damit“ nicht ganz so gut. Body Glide ist hier die beste Wahl, da man es nicht mit den Fingern auftragen muss und eine kleine Pocket-Variante zum leichten Einstecken verfügbar ist.
  • Socke – Socke: Zwei Socken übereinander oder gleich Doppelsocken wie die von Wrightsock. Das geht bei High Heels und Business-Schuhen allerdings nicht ganz so gut – hier bitte an den anderen Punkten ansetzen. Herren, die kurz vor einem wichtigen Event auf dem falschen Fuß erwischt werden, dürfen die Nylonsocken von Frau und Freundin unterziehen.
  • Socke – Schuh: Wer weiß, wo „es“ passieren wird, klebt einen Blasenstopper auf die entsprechende Stelle, bevor es los geht. Alle anderen haben einen Blasenstopper in der Tasche, und kleben ihn in den Schuh, sobald das Problem auf sich aufmerksam macht. Etwas Geduld mitbringen und den Blasenstopper mindestens 30 Sekunden fest andrücken. Wer einen Fön zur Hand hat, kann den Kleber damit aufwärmen und so die Klebekraft erhöhen. 

Schweiß kühlt ab

Melanie Roithner ist selbstständige Podologin und Fachautorin. Seit über zwei Jahren betreibt sie auf Sylt eine kleine Podologie-Praxis. Und seit 7,5 Jahren in Bad Harzburg. Foto: Podologie Melanie Roithner

Die erforderliche Kühlung wird von der Fußhaut erledigt, die ihre Temperaturregulation durch das Absondern von Schweiß steuert. Der entstehende Schweiß entzieht dem Fuß Wärme durch Verdunstung. Hände und Füße sollen aber auch „greifen“ können, weshalb die Natur dafür gesorgt hat, dass an diesen Körperteilen ausreichend Feuchtigkeit zur Verbesserung der Griffigkeit bereitgestellt wird. Rund 350 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Fuß sondern pro Tag ein Schnapsglas Schweiß innerhalb ab. Dadurch weicht die schweißfeuchte Haut auf, wodurch ihre Widerstandskraft abnimmt. Der Schweiß lagert sich auch in Socken ein und sorgt zusammen mit der aufgeweichten Hautoberfläche für einen steigenden Reibungswiderstand der feuchten Socken. Und damit beginnt das Spiel leider von vorn: Mit dem steigenden Reibungswiderstand bewegt sich der Blasenkreislauf in eine erneut eskalierende Runde.

Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, dass wir den Blasenkreislauf so früh wie möglich stoppen müssen, damit wir keine Blasen bekommen. Wenn wir es schaffen, die Reibung auf der Haut zu minimieren, entsteht weniger Wärme und die Schweißdrüsen sondern weniger Feuchtigkeit ab. Der wenige Schweiß, der dennoch entsteht, kann mit feuchtigkeitsableitenden Materialien in Socken und Schuhen von der Haut weggeleitet werden (z. B. Fußpuder).

Autorin
Melanie Roithner
Podologin
Herzog-Wilhelm-Straße 97
38667 Bad Harzburg
E-Mail: melanie.roithner@gmail.com
www.podologie.land

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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