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6. Juni 2023
Petra Zimmermann
Podologie

Ausbildungsmöglichkeiten in der EU

Wie werden Podolog*innen in anderen Ländern ausgebildet? Welche Voraussetzungen müssen die angehenden Fachkräfte erfüllen und dürfen sie im Beruf mehr als in Deutschland? In der folgenden Übersicht betrachtet Petra Zimmermann die Ausbildungen in einzelnen EU-Ländern sowie Großbritannien. Ihre Recherche erfolgte in Eigenregie sowie über die direkte Anfrage beim fip (International Federation Of Podiatrists) und bei den jeweiligen Berufsverbänden.
Foto: Hikari Pictures/AdobeStock

Die Podologie ist in vielen europäischen Ländern eine medizinische Facharztrichtung, in der unter anderem Fuß-Chirurgie, Orthopädieschuhtechnik und Dermatologie in einer Disziplin gelehrt wird. Dort benötigen Interessent*innen das Abitur und absolvieren ein sechssemestriges Podologie-Studium. In Spanien und Portugal studieren angehende Podolog*innen bis zum Physikum sogar mit Medizinern zusammen. In Deutschland reicht hingegen der Realschulabschluss als Zugangsvoraussetzung für eine Berufsfachschule, in Österreich handelt es sich um einen Lehrberuf.

In Osteuropa gibt es zwar die Podologie als medizinische Fachrichtung, es hat sich aber eher eine kosmetisch orientierte Fußpflege durchgesetzt. Jedoch gibt es zunehmend Tendenzen, die Podologie dort beruflich zu etablieren, zum Beispiel durch die polnische Gesellschaft für Podologie (siehe Interview auf Seite 14) oder die tschechische Podologische Gesellschaft.

Schon seit Längerem werden auf europäischer Ebene homogenere Ausbildungsgänge gefordert, um diese vergleichbarer zu machen und bessere Möglichkeiten für Berufstätige auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu schaffen.
In der folgenden alphabetischen Übersicht werden Podologie-Ausbildungsgänge und -Arbeitsfelder in einigen EU-Staaten vorgestellt. Leider erhielt DER FUSS keine Antworten aus den baltischen und den meisten osteuropäischen EU-Ländern, sodass diese hier fehlen. Als Nicht-EU-Land wurde zudem Großbritannien ergänzt.

Belgien

Ausbildung: Bachelor-Studiengang Podologie, Hochschulabschluss von mindestens 180 ECTS, Diplom zum*zur „podoloog“ in einer mindestens dreijährigen Vollzeitausbildung.

Berufsabschluss: Diplom gemäß dem Ausbildungsprogramm des Königlichen Erlasses vom 7. März 2016. Zusätzlich benötigt man eine Berufserlaubnis (Visa) des FÖD Volksgesundheit. Die Berufsausübung setzt voraus, dass man eine Genehmigung besitzt, die von einer der belgischen Provinzen erteilt wird.

Arbeitsfelder: Podologie ist in Belgien ein paramedizinischer Beruf, der Patient*innen mit Fußerkrankungen untersucht und behandelt, aber auch Knie-, Hüft- und Rückenschmerzen, die durch den Fuß verursacht werden. Neben den berufsspezifischen Tätigkeitsbereichen wie in Deutschland dürfen Podolog*innen auch podologische Sohlen anfertigen oder bei chirurgischen Eingriffen am Fuß helfen und instrumentieren.

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Dänemark

Ausbildung: Die podologische Ausbildung auf EQR-Niveau 3 kann an zwei Fachhochschulen in Kopenhagen und Randers absolviert werden. Voraussetzung ist die bestandene Volksschule inklusive Note von mindestens 2,0 in Dänisch und Mathematik. Die Ausbildung gliedert sich in drei Module à 6 Monate, bestehend zu circa einem Drittel aus Theorie und zu zwei Dritteln aus praktischem/klinischem Unterricht.

Berufsabschluss: Statsautoriseret Fodterapeut (staatlich zugelassene Podolog*innen)

Arbeitsfelder: Neben den üblichen podologischen Handlungsfeldern dürfen dänische Podolog*innen Weichteilchirurgie durchführen und Orthesen herstellen. Das dänische Gesundheitsministerium gewährt Fachleuten, die außerhalb Dänemarks ausgebildet wurden, das Recht, auf individuellen Antrag als zugelassene Podolog*innen zu praktizieren. Das Bewerbungsverfahren und die Dokumentationsanforderungen hängen sowohl vom Herkunfts- als auch vom Ausbildungsland ab.

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Finnland

Ausbildung: Der Bachelor-Studiengang Podologie wird an zwei Fachhochschulen angeboten – in Metropolia in Helsinki und in XAMK in Savonlinna. Das Studium dauert 3,5 bis 4 Jahre und vermittelt 210 ECTS. Die Voraussetzungen sind ein Abschluss der Sekundarstufe II, die Erfüllung gesundheitlicher Voraussetzungen und das Bestehen des Aufnahmetests mit ausreichenden Credits

Berufsabschluss: Podolog*in als titelgeschützter Gesundheitsberuf, der von der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Soziales und Gesundheit Valvira registriert wird.

Arbeitsfelder: Podolog*innen können sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor arbeiten. Sie arbeiten in der medizinischen Grundversorgung, fachärztlichen Versorgung, medizinischen Kliniken, Reha-Einrichtungen, Beratungs-, Vertriebs- und Projektaufgaben, als Unternehmer und in Unternehmen, die Hilfsmittel herstellen.

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Frankreich

Ausbildung: Eine akademische Hochschul-Ausbildung mit staatlich anerkanntem Podologie-Diplom ist an elf Hochschulen möglich; der Zugang erfolgt meist durch eine Qualifikationsprüfung. Neben den staatlichen Hochschulen gibt es auch private Schulen für Podologie. Die Ausbildung umfasst drei Jahre Theorie und Praxis.

Berufsabschluss: Diplom, danach sind noch Bachelor, Master und Promotion möglich.

Arbeitsfelder: Medizinische Fußpflege in Frankreich ist mit dem deutschen Berufsfeld der Podologie vergleichbar. Auch hier kann nur im Rahmen einer ärztlichen Anweisung eine medizinische Therapie erfolgen. Operationen oder technische Diagnoseverfahren wie Röntgen, sind Podolog*innen in beiden Ländern nicht erlaubt. Die Podologie in Frankreich fertigt zudem, neben den französischen Orthopädieschuhmachern, orthopädische Einlagen nach Maß an.

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Griechenland

In Griechenland gibt es bis heute noch keine rechtlichen Vorschriften für die Berufsgruppe der Podolog*innen, die damit nicht in die Gruppe der medizinisch geregelten Berufe einzuordnen ist. Viele der in Griechenland tätigen Podolog*innen wurden im Ausland ausgebildet.

Ausbildung: Zurzeit gibt es in Griechenland lediglich ein Ausbildungsinstitut, das sowohl nach europäischen als auch nach deutschen Richtlinien ausbildet. Die Ausbildung dauert vier Jahre, davon drei Jahre Theorie und Praxis im Ausbildungsinstitut sowie ein Jahr rein praktische Ausübung in einer Podologie-Praxis.

Arbeitsfelder: Aufgrund fehlender Gesetze und Kontrollen wird jegliche Tätigkeit der Fußpflege in Griechenland als Podologie bezeichnet, auch wenn kosmetische Behandlungen im Vordergrund stehen. Engagierte Podolog*innen fordern daher eine gesetzlich geregelte Ausbildung und die Schaffung eines Berufsbildes auf internationaler Basis. Dafür setzen sich zwei griechische Podologenverbände ein.

Großbritannien

Ausbildung: Bachelor-Studiengang Podologie, Hochschulabschluss von mindestens 180 ECTS, Diplom mit einer mindestens dreijährigen Vollzeitausbildung.

Berufsabschluss: Bachelor of Science mit Auszeichnung B.Sc. (Hons).

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Irland

Ausbildung: Möglich an der NUIG, National University of Ireland, Galway. Abschluss eines vierjährigen Studienganges Bachelor of Science (Hons) in Podiatrie, inklusive mindestens 1000 Stunden klinischer Ausbildung.

Berufsabschluss: Bachelor of Science (Hons) in Medicine/Podiatry an der NUIG.

Arbeitsfelder: Mit Deutschland vergleichbar, zusätzlich werden Kenntnisse in den Bereichen Erkrankungen des Bewegungsapparates, Biomechanik und Ganganalyse sowie Sportverletzungen vermittelt. Seit 01. April 2023 werden die Titel „podiatrist“ und „chiropodist“ in Irland gesetzlich geschützt, bis dahin mussten sich alle tätigen Fußpfleger*innen und Podolog*innen unter CORU (berufsübergreifende Gesundheitsbehörde) registrieren lassen, damit sie dort weiter tätig sein können.

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Italien

Ausbildung: Angeboten werden dreijährige Podologie-Bachelor-Studiengänge in Bologna, Genua, Mailand, Pisa und Rom; der Hochschulabschluss beinhaltet mindestens 180 ECTS. Enthalten ist ein Studienzyklus mit über
30 medizinisch-podologischen Fachrichtungen, neben der Theorie ist im Studium ein Berufspraktikum vorgesehen. Danach kann ein Master-Studiengang der Rehabilitationswissenschaften der Gesundheitsberufe angehängt wer­den.

Berufsabschluss: Dieser wird nach Abschluss des Studiums und nach bestandener Staatsprüfung zur Berufsausübung erworben. Eine Eintragung in die jeweilige Zugehörigkeitsordnung ist zwingend erforderlich.

Arbeitsfelder: Podologie gehört in Italien zur Klasse der Rehabilitationsberufe. Zu den Tätigkeiten gehören die Diagnose sowie die medizinische und chirurgische Behandlung von Erkrankungen des Fußes, des Sprunggelenks und der unteren Extremität. In Italien dürfen Podolog*innen baropodometrische Untersuchungen durchführen und maßgeschneiderte Orthesen erstellen.

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Luxemburg

Ausbildung: Die podologische Ausbildung ist in Luxemburg nicht auf höherer Ebene organisiert. Der Beruf der Podolog*innen ist ein Gesundheitsberuf, welcher ein mindestens dreijähriges Hochschulstudium in Podologie voraussetzt. Jene Ausbildung muss im Studienland (z. B. Belgien oder Frankreich) zur Ausübung des Berufs berechtigen.

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Malta

Auf der Insel ist Podologie ein relativ neues Berufsfeld; erst vor 30 Jahren wurde die erste Klinik eröffnet. Heute arbeiten dort 50 Podolog*innen, die jährlich mehr als 130.000 Behandlungen in allen Gesundheitszentren, Altenheimen und dem Mater Dei Hospital anbieten. Das britisch geprägte Gesundheitssystem stützt sich auf zehn Gesundheitszentren (Health Centers). Ergänzt werden sie durch Arztpraxen, Krankenhäuser und spezialisierte Fachkliniken. Dazu kommen drei Exzellenzzentren für primäres Augenscreening, Sprachpathologie und Podologie.

Ausbildung: Bachelor-Studiengang Podologie mit einer mindestens dreijährigen Vollzeitausbildung, Hochschulabschluss von mindestens 180 ECTS.

Berufsabschluss: Diplom als „podiatrist“.

Arbeitsfelder: Anders als in Deutschland dürfen Podolog*innen auch in den Bereichen Wundmanagement, Ganganalyse, Orthesen, Podopädiatrie und Podogeratrie tätig werden

Niederlande

Generell unterscheidet man zwischen „Podoloog“ und „Podotherapeut“. Der Podoloog ist ein gesetzlich ungeschützter Titel und wird oft von Fußpfleger*innen (pedicures) oder Physiotherapeut*innen verwendet, die Kurse zur Fußgesundheit absolviert haben. Der geschützte Podologie-Titel in den Niederlanden ist der „Podotherapeut“.

Ausbildung: Der Bachelor-Studiengang Podologie ist entweder ein anerkannter vierjähriger Vollzeitstudiengang oder eine berufsbegleitende Ausbildung zum*zur staatlich geprüften Podologen*in. Sie besteht aus Modulen von jeweils sechs Monaten. Nach erfolgreicher Prüfung dürfen Absolvent*innen die geschützte Berufsbezeichnung „Podotherapeut“ führen. Danach ist eine Spezialisierung als Podotherapeut oder ein Master-Studium möglich.

Berufsabschluss: „Podotherapeut“ als geschützter Titel. Absolvierte Ausbildungen aus dem Ausland werden zunächst von der Commission for Foreign Graduates in Public Health (CBVG) geprüft.

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Österreich

Im Sinne der österreichischen Gewerbeordnung bezeichnen sich gewerbliche Fußpfleger*innen als „Podologische Fußpfleger*innen“ (analog zur medizinischen Fußpflege in Deutschland), damit ist allerdings keine Ausweitung des gewerblichen Tätigkeitsumfanges (wie orthopädische Aspekte) verbunden. Es gibt aber auch Firmen, die unter der Bezeichnung Podologie propriozeptive Sohlen anfertigen. Aus diesem Grund führt die Bezeichnung Podologie immer wieder zu Verwirrung, der Begriff ist nicht geschützt und auch keinem Ausbildungsweg klar zugeordnet.

Ausbildung: zur Hand- und Fußpflege mit abgeschlossener Lehrabschlussprüfung.

Berufsabschluss: „Podologische*r Fußpfleger*in“

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Polen

Ausbildung: Seit zwei Jahren ist der Podologen-Beruf der Gruppe der „Kosmetik und Friseure“ zugeordnet. Die Ausbildung dauert drei Semester, wird von selbst ernannten Podolog*innen durchgeführt und endet mit einer staatlichen Prüfung (Details im Interview).

Berufsabschluss: Kosmetologe mit der Spezialisierung „Podologie“ oder Orthopodologe

Arbeitsfelder: Vornehmlich die kosmetische Behandlung der Füße.

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Portugal

Ausbildung: Bachelor-Studium schon seit 1994 möglich; seit 1997 Verleihung eines akademischen Grades (Diplom) Podologie. Das Regelstudium dauert drei Jahre, zwei weitere Jahre für den Bachelor und wiederum zwei weitere Jahre für den Master in Podologie (300 ECTS). Regelmäßiger fachlicher Austausch zu podologischen Themen erfolgt mit Brasilien (u. a. Kongresse und Veranstaltungen).

Berufsabschluss: Diplom, Bachelor, Master, Berufszertifikat durch die ACSS (Administração Central do Sistema de Saúde)

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Schweden

Ausbildung: 2009 beschloss die Universität Karolinska Institutet, die schwedische Hochschulausbildung für ­Podolog*innen („podiater“) auf Eis zu legen. Es gibt jedoch kostenlose Kurse in Podologie am Karolinska Institutet und auch Pläne für eine Weiterbildung auf Master-Niveau. Die Ausbildung zum medizinischen Podologen ist an der Fachhochschule wie auch an Privatschulen möglich. Ebenso gibt es von diversen Anbietern einjährige berufsbegleitende Ausbildungen für medizinisches Personal zum „Medicinsk fotterapeut“ (medizinischer Fußpfleger).

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Slowenien

Um als Fußpfleger*innen anerkannt zu werden, ist eine Ausbildung auf zwei Ebenen erforderlich. Zuerst muss man eine höhere Schule für Kosmetik besuchen. Der Schwerpunkt liegt dort auf der kosmetischen Pflege und dem Bereich Spa. Für die berufliche Qualifikation als Fußpfleger*in muss man danach ein staatlich geprüftes Ausbildungsprogramm absolvieren. Im Bereich „medizinische Pediküre“ tätige Personen haben oft Weiterbildungen im Ausland absolviert

Spanien

Ausbildung: Diplom-Hochschulstudium Podologie (teilweise zusammen mit Studierenden der Medizin), anschließend ist Master oder Promotion möglich. Die Regelstudienzeit beträgt rund vier Jahre und in dieser Zeit sind 240 ECTS an Studienfachbereichen (Medizin und Gesundheitswissenschaften) zu belegen.

Berufsabschluss: Akademischer Abschluss mit Diplom oder Master oder Dr.

Arbeitsfelder: Diagnose, Therapiewahl, kleinere, lokale Operationen am Fuß

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Autorin
Petra Zimmermann
Schleswiger Straße 30
48147 Münster

 

 

 

Aktualisiert am 09.10.2023

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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