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31. Juli 2020
Redaktion

Ein Sprachrohr für die Mitglieder

Was sind eigentlich die Aufgaben und Ziele eines Berufsverbandes und warum soll ich überhaupt einem beitreten? Diese Frage stellt sich sicherlich jeder, der im Berufsleben steht. Wofür ein Berufsverband stehen kann, wird hier am Beispiel des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) e.V. – auch podo deutschland genannt – verdeutlicht.
Foto: strichfiguren.de/AdobeStock

In Deutschland wird die Zahl von Verbänden auf zirka 15000 beziffert. Das Spektrum ist dabei breitgefächert: es reicht von der „Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm“, über den „Reichsbund deutscher Kürschner“ bis hin zur „Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen“. Was verbindet sie? Sie haben alle das Ziel, sich für die Interessen ihres Berufsstandes einzusetzen und letztendlich ein Sprachrohr für die Anliegen ihrer Mitglieder zu sein. In Deutschland haben Berufsverbände in aller Regel die Form eines Vereins. Damit bildet das BGB die rechtliche Grundlage für die Verbände. Vereine wie Verbände verfügen über Satzungsautonomie. Das heißt, dass sie sich weitgehend eigenständig organisieren können: Ihre Struktur und die Wahl ihrer Gremien legen sie beispielsweise selbst fest. Bei der Gründung sind sie jedoch dazu verpflichtet, ein gemeinsames Ziel in der Satzung festzuhalten. Anders als zum Beispiel beim Sportverein, wird beim Berufsverband die Mitgliedschaft in der Regel an formale Bedingungen geknüpft. Das kann der Nachweis einer dem Beruf entsprechenden fachlichen Ausbildung sein oder eine gleichwertige berufliche Tätigkeit. Auszubildende oder Förderer können ebenso Mitglied werden – wenn die Satzung das erlaubt. Sie haben aber meist nicht die gleichen Rechte wie die „Vollmitglieder – zum Beispiel nur eingeschränktes Wahlrecht. Auch das Finanzamt interessiert sich für Berufsverbände. Sie sind steuerbefreit, allerdings nicht für wirtschaftliche Betätigungen. Das Gute für die Mitglieder dabei – ihre Mitgliedsbeiträge können als Werbungskosten beziehungsweise Betriebsausgaben steuerlich abgesetzt werden.

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Was ist der Unterschied?

Die Mitgliedschaft in einem Berufsverband wie zum Beispiel podo deutschland ist nicht verpflichtend, sondern beruht auf Freiwilligkeit. Das unterscheidet einen Berufsverband von einer berufsständischen Vereinigung. Die als Kammern bezeichneten Organisationen vertreten das Gewerbe und bestimmte freie Berufe. Als Körperschaften des öffentlichen Rechts übernehmen sie die Selbstverwaltung eines Berufsstands, dessen Angehörige zur Mitgliedschaft verpflichtet sind. Zu den bekanntesten Kammern für freie Berufe gehören die Ärztekammern, Apothekerkammern, Rechtsanwaltskammern oder – in jüngster Zeit – Pflegekammern. Gewerbliche Berufe sind beispielsweise in Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern organisiert. Diese Mitgliedschaft ist verpflichtend – es wird hier gerne auch von „Zwangsmitgliedschaft“ gesprochen – und es sind Mitgliedsbeiträge zu leisten. Zudem gibt es die Berufsgenossenschaften, die das weite Feld der gesetzlichen Unfallversicherung abdecken. Für die Podologie ist dies die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).

Allgemeine Vorteile einer Mitgliedschaft in podo deutschland

podo deutschland bündelt die Anforderungen und Bedürfnisse seiner Mitglieder aus der Berufsgruppe Podologie. Seine Verbandsarbeit hat das Ziel, die Probleme seiner Mitglieder – der Podologen – zu erkennen und dafür Lösungen anzubieten. Dabei vertritt podo deutschland deren Interessen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen, dem Gesetzgeber, der Ärzteschaft und den Behörden. podo deutschland betreibt somit durch seine Mitarbeit in verschiedenen berufsbezogenen Gremien Lobbyarbeit. Dies bedeutet konkret für das Mitglied, dass es über die wichtigsten Änderungen von Rahmenbedingungen, gesetzlichen Vorgaben oder auch über Preiserhöhungen aus erster Hand informiert wird und Anleitungen zu dessen Umsetzung erhält. Dieser Austausch von Informationen für organisatorische, betriebswirtschaftliche oder fachliche Fragen erfolgt mittlerweile in unterschiedlichen medialen Kanälen – auf Papier, digital oder persönlich. Dabei gehen die Rundschreiben und Newslettern der Landesverbände besonders auf die regionalen Besonderheiten ein. Neben der Beratung können Mitglieder in einem gewissen Rahmen auch Rechtshilfe in Anspruch nehmen. Für die eigene Praxisorganisation erleichtert podo deutschland mit einem umfangreichen Werbemittelangebot die tägliche Arbeit und ermöglicht seinen Mitgliedern die optimale Praxispräsentation durch ein stimmiges Erscheinungsbild. Zur Auswahl stehen Karteikarten, Terminkärtchen, Anamnesebögen, Kostenvoranschläge und vieles mehr. Mitglieder dürfen auch das Verbandslogo von podo deutschland im eigenen Praxisauftritt verwenden – durchaus ein Qualitätsmerkmal. Ein vielfältige Fort- und Weiterbildungsprogramm von podo deutschland und seinen Landesverbänden sichert die Fachkompetenz, erfüllt die Anforderungen der GKV (Stichwort: Fortbildungspunkte!) sowie der Berufsgenossenschaft. Bei dem Angebot von Seminaren, Vortragsveranstaltungen, Arbeitskreise, Fachtagungen, Fachsymposien und Messen findet sich mit Sicherheit ein passendes Angebot. Ein besonders umfangreiches Programm mit Fachausstellung erwartet Podologen zum Beispiel jährlich auf der FUSS – Forum für Podologie und Fußpflege in Kassel, seit mehr als 25 Jahren die einzige Spezialveranstaltung ihrer Art in Deutschland. Einen kleinen Beitrag liefert dazu auch die Fachzeitschrift „DER FUSS“, die über podologische und medizinische Entwicklungen, aktuelle Gesetzesurteile und behördliche Bestimmungen informiert und bei der Praxisführung unterstützt. podo deutschland-Mitglieder erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Verbandsmitgliedschaft kostenfrei geliefert. Mit Presseartikeln, Aktionen und Veranstaltungen informiert podo deutschland die Medien und die Bevölkerung über das Berufsbild Podologie sowie über Fußerkrankungen und mögliche Behandlungsmethoden. So hat der Verband schon vor Jahren den „Tag des Fußes“ initiiert, der alljährlich am letzten Mittwoch im Juni begangen wird. Durch sein elektronisches Mitgliederverzeichnis und der Podologenliste können potenzielle Patienten und Kunden schnell einen geeigneten Ansprechpartner in ihrer Heimatstadt finden. Ein Service, der dem podo deutschland-Mitglied vor Ort zu Gute kommt.

Persönliche Gründe für eine Mitgliedschaft

Sicherlich sind viele Praxisinhaber genügend ausgelastet, die eigene Praxis am Laufen zu halten und die daran geknüpften Herausforderungen zu bewältigen. Wer sich aber mehr zutraut, für seinen Beruf brennt und für ihn etwas bewegen möchte, findet bei podo deutschland ausreichend Gelegenheit. Und das Beste daran – durchaus erfolgreich, denn als Einzelkämpfer kann man kaum etwas beeinflussen, gemeinsam mit anderen aber schon. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit zu Netzwerken. Durch und bei der Verbandsarbeit bekommt man Kontakt mit vielen Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen rund um die Podologie. Dadurch kann ich mein persönliches Wissen erweitern und Entscheidungen einordnen, weil ich die Hintergründe kenne, die dazu geführt haben, daraus meine Rückschlüsse zu ziehen und für mich und meine Praxis Entscheidungen zu treffen.

Erfolge für die Podologie

Der Deutsche Verband für Podologie (ZFD) e.V. ist zurzeit einer der drei maßgeblichen Berufsverbände und ist damit erster Ansprechpartner für Politik, Kassen und Behörden, aber auch für Medizin und Wissenschaft. So wirkte er daran mit, dass die Politik die Entkopplung der Heilmittelerbringer-Vergütung von der Grundlohnsumme auf den Weg brachte. Mit der Abschaffung der Grundlohnsummenbindung bei den Kassenverhandlungen sind keine Deckelungen der Vergütungen durch die Kassen mehr möglich. 2019 erreichte er auch endlich eine Angleichung der OST-West-Vergütungen. Ebenso wurden die Preise auf ein einheitliches bundesweites Niveau angeglichen. Das bedeutet: ein Podologe in Norddeutschland erhält dieselbe Vergütung von der Krankenkasse wie seine Kollegin in Ostdeutschland. Die Meinung von podo deutschland wurde auch vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) berücksichtigt, als dieser eine Erweiterung der podologischen Therapie prüfte: seit dem 1. Juli können Ärzte Verordnungen ausstellen, wenn eine Schädigung des Fußes als Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie oder eines Querschnittsyndroms vorliegt. Ein weiteres Ergebnis dieser Anhörung zur Erweiterung der Therapie war die Zuteilung der Behandlung des eingewachsenen Nagels zum Podologen. Der G-BA nimmt nun auch eine Überprüfung der Heilmittel-Richtlinie für die Behandlung von eingewachsenen Nägeln mittels Nagelkorrekturspangen durch Podologen vor. Bis Oktober 2021 wird darüber beraten und das Stellungnahmeverfahren abgehalten. Die Beschlussfassung ist für November 2021 vorgesehen. Auch hier wird podo deutschland seine Expertise einbringen können. Das Zulassungsverfahren für Podologiepraxen wurde durch ein deutlich weniger bürokratisches Beitrittsverfahren ersetzt. Die personellen, räumlichen und sachlichen Voraussetzungen, die die Leistungserbringer erfüllen müssen, werden zwischen den Vertragspartnern – unter anderem auch podo deutschland – auf Bundesebene geregelt. Zur Unterstützung der Praxen in der Corona-Krise hatte die Bundesregierung auch einen Schutzschirm für Heilmittelerbringer aufgespannt. Sie reagierte damit auf Forderungen der Berufsverbände und erfüllte diese – zumindest teilweise. Das jüngste „Projekt“ von podo deutschland für seine Mitglieder sind die Verhandlungen als maßgeblicher Berufsverband mit dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen über einen bundesweiten Rahmenvertrag. Diese sollen nun am 1. Oktober 2020 erfolgreich abgeschlossen werden.

Bastian Köching, Emsdetten:
Bastian Köching ist im Jahr 2018 in den Landesverband NRW des Deutschen Verbandes für Podologie eingetreten. Zum Zeitpunkt seines Beitritts ging es ihm vor allem darum, aktuelle Informationen und Neuigkeiten aus seinem Berufsfeld zeitnah zu erhalten sowie regelmäßig Fortbildungen besuchen zu können. Neben diesem persönlichen Nutzen sieht Bastian Köching auch andere Vorteile: „Ein Berufsverband ist immer wichtig, um eine Berufsgruppe nach außen hin zu vertreten. podo deutschland ist ein sehr mitgliedsstarker Verband und hat somit gegenüber der Politik und den Krankenkassen die Möglichkeit, sich für die Belange seiner Mitglieder einzusetzen“. Und deshalb steht auf seiner Wunschliste auch ganz oben: „Ich wünsche mir, dass noch mehr Podologen diesen Schritt gehen und sich für eine Mitgliedschaft entschließen, um unseren Beruf nach außen hin noch besser repräsentieren zu können“. Denn je mehr Berufsangehörige ein Berufsverband vertritt, umso effektiver können deren Interessen gegenüber der Politik und bei Verhandlungen mit den Krankenkassen vertreten und durchgesetzt werden, so seine Meinung.

Simone Weißert, Asperg:
Direkt nach dem Abschluss ihrer Ausbildung als Podologin vor elf Jahren ist Simone Weißert Mitglied im LV Baden-Württemberg geworden. „Ich wollte mich selbstständig machen und suchte Unterstützung bei Fragen zur Praxisneugründung, Hygiene oder Heilmittelverordnungen“, fasst sie ihre Beweggründe zusammen. „Ich bekam – beziehungsweise bekomme – immer eine rasche Antwort und kompetente Informationen“, ist ihr Fazit für ihre Verbandsmitgliedschaft rundum positiv: „Ich bereue diesen Schritt in den Verband nicht und würde es jederzeit wieder tun“, zeigt sich Simone Weißert von der Richtigkeit ihrer Entscheidung auch nach 11 Jahren überzeugt.

Nicole Chwalczyk-Kreutzfeldt, Diesdorf:
Podologin Nicole Chwalczyk-Kreutzfeldt ist seit 2015 Mitglied im LV Sachsen-Anhalt. An ihrer Mitgliedschaft, zu der sie auf Empfehlung durch andere Podologen kam, schätzt sie besonders das gute Fortbildungsangebot, die Hilfestellung bei Abrechnungsfragen und die umfassende Bereitstellung von Informationen zu aktuellen Themen. „Toll finde ich auch, dass Ansprechpartner immer verfügbar sind“, so Nicole Chwalczyk-Kreutzfeldt.

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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