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2. Juni 2022
Redaktion

GehWerkstatt sucht Kooperationen

Die meisten Kinderfüße sind von Natur aus gesund. Doch schon zur Einschulung haben 12 Prozent der Kinder Fußdeformitäten. Hier besteht ein großer Beratungsbedarf für Eltern, die ihrem Kind die Fußgesundheit erhalten wollen. Genau diese Marktlücke will Orthopädieschuhmacher-Meister (OSM) Patrick Ungermann schließen, der mit der Neueröffnung einer eigenen „GehWerkstatt“ in Kamen auch die Kooperation mit Podolog*innen und Fußpfleger*innen im Ruhrgebiet sucht.
Foto: Patrick Ungermann

Für Patrick Ungermann ist sein Beruf eine Berufung und er hat eine Mission: Menschen mithilfe von Fachwissen über Fußgesundheit aufzuklären. „Ich versuche die Menschen wieder mehr für unser Fundament – die Füße – zu begeistern.“ Als Vater zweier kleiner Kinder hat er besonders Kinderfüße im Blick. „Ich habe schnell gemerkt, dass man schwer und selten fundierte Informationen zum Thema Kinderfüße und Kinderschuhe findet“, erzählt der 33-Jährige. Aus diesem Manko heraus entstand seine Idee, als Fachmann Vorträge und Beratungen zu diesem Thema anzubieten. „Ich möchte versuchen, mehr Eltern früh genug abzuholen und aufzuklären. Denn viele Kinder tragen aus Unwissenheit der Eltern oft komplett falsches Schuhwerk.“

 

KEIN AUSWACHSEN VON „FUSSPROBLEMEN“
Wie kaum ein anderer Körperteil ändert sich der Kinderfuß in seinem Aussehen von Jahr zu Jahr. Das ist ein Grund, warum Eltern häufig so besorgt sind, ob die Entwicklung altersgerecht verläuft. Der Säugling hat stets einen „Plattfuß“, bei dem keine Fußwölbungen an der Sohle zu sehen sind. Wenn das Kleinkind die ersten Schritte wagt, sorgen sich Eltern regelmäßig, ob es sich bei dem Plattfuß nicht schon um eine Fußfehlstellung handeln könnte. „In der Regel ist diese Angst unbegründet“, erklärt Professor Dr. Stefan Grau, Sportmediziner an der Universität Göteborg in Schweden. Er hat während seiner früheren Tätigkeit an der Universität Tübingen die Entwicklung der Füße bei 3.114 Kindern und Jugendlichen zwischen zwei und 14 Jahren verfolgt und kann beruhigen: „Die Fußgewölbe bilden sich erst mit zunehmendem Alter aus.“ Die individuell charakteristische Fußform scheint sich schon im Alter von sechs Jahren abzuzeichnen. Das hat die „Kidfoot“-Studie an der Uniklinik Münster ergeben. Das Team um Professor Dr. Dieter Rosenbaum hatte dazu 100 Kinder über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt jeweils 17 Mal untersucht, um die Entwicklung ihrer Füße zu studieren. Ein „Auswachsen“ von Fußproblemen sei nach der Einschulung eher unwahrscheinlich, konstatieren die Mediziner. Damit widersprechen sie der landläufigen Meinung vieler Ärzte, die auf ein Abwarten setzen. „Auffällige Fußdeformitäten, die ab einem Alter von sechs Jahren diagnostiziert werden, sollten aktiv angegangen werden“, sagt Dieter Rosenbaum.

 

Auch Kinderärzte beschäftigten sich seiner Meinung nach zu wenig mit den Füßen der Kinder. „Da das Fußskelett sich noch richtig entwickeln muss und es Jahre dauert, bis die wichtigsten Strukturen wie Knochen, Bänder und Muskeln ihre endgültige Form und Festigkeit haben“, erklärt Ungermann, „können unpassende und zu kleine Schuhe den weichen, biegsamen Kinderfuß stark beeinträchtigen. Die Folgen von falschem Schuhwerk sind nicht nur Knick-, Senk- oder Spreizfuß, sondern auch Haltungsschäden.“ Leider würden auch manche Berufskollegen zu oft und zu früh Einlagen für Kinder anfertigen. Als enthusiastischer Fachmann sucht Ungermann deshalb die Kooperation mit anderen innovativen „Fuß-Fachleuten“, auch mit Podolog*innen und Fußpfleger*innen, um mit Vorträgen und gemeinsamen Aktionen Aufklärungsarbeit zu leisten. Bislang bestehen hier nur erste Kontakte in der Diabetiker-Versorgung für Erwachsene.

Bloggen für Fußgesundheit

Bereits seit Oktober 2020 leistet der Kamener mit seinem Blog www.gehwerkstatt.de Aufklärungsarbeit, hier postet er Beiträge rund um die Fußgesundheit. Durch seine vielseitige Online-Präsenz ergaben sich bis heute zahlreiche bundesweite und internationale Kontakte, denn viele Leute suchen den direkten Kontakt zu Fachleuten, stellen konkrete Fragen oder suchen Empfehlungen. Über seinen Blog bietet Ungermann auch eine mobile professionelle Beratung vor Ort an. Ob die Analyse von Fußfehlstellungen, Gang- und Laufanalyse, Schuh- und Laufschuhberatung oder die Beratung über orthopädieschuhtechnische Hilfsmittel, der OSM kann aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung alles abdecken. „Hier sind durchaus gemeinsame Aktionen denkbar, zum Beispiel bei einem Tag der offenen Tür oder einem Aktionstag, etwa für Kinderfüße. Ich bin mobil und kann mit meinem Equipment vorbeikommen, messen und beraten“, überlegt der OSM.

Kinderfüße im Fokus

Mit seiner neu eröffneten und bewusst anders gestalteten GehWerkstatt in der Kamener Fußgängerzone will Ungermann nicht nur das gesamte orthopädieschuhtechnische Angebot abdecken, sondern auch über Füße aufklären und beraten. Dazu gehört jedes Mal eine Palpation, eine manuelle Fußuntersuchung durch Ertasten. Um die eigenen Füße erlebbar zu machen, bietet er im Untergeschoss einen Barfußpfad und einen sogenannten Sensomotorikpfad für Groß und Klein.

Foto: GehWerkstatt

Barfußschuhe für Kinder

Eltern junger Kinder rät der OSM, erst dann Schuhe zu kaufen, wenn die Kinder mindestens vier bis sechs Wochen ohne Hilfe laufen können. Aus Überzeugung bietet er Barfußschuhe für Kinder an. Denn: Kinderfüße brauchen Bewegungsfreiheit. Nur barfuß kann der Fuß sich dem Boden direkt anpassen. Der Fuß kann den Boden ergreifen, erfassen, abwechselnd die Zehen, die Ferse oder die Fußstrahlen seitlich be- und entlasten. Die Muskulatur wird kräftig und das Längs- und Quergewölbe wird mit dem Abrollen über den Großzehenstrahl ausgebildet. Doch sobald das Kind auf der Straße läuft, braucht der Fuß oftmals mehr Schutz. „Zumindest um die Eltern zu beruhigen“, scherzt der OSM.

Auf der Suche nach Partnerinnen und Partnern

 

Nicht nur die Kooperationspartner auf seiner Homepage bieten Produkte aus den Bereichen Füße, Schuhe und Lederpflege an, die Ungermann weiterempfiehlt – er recherchiert und probiert auch selber neue Produkte aus, unterstützt durch Affiliate-Programme. Das sind Online-Partnerprogramme, die Händler und Anbieter von Werbemöglichkeiten zusammenbringen. Und der umtriebige Fuß-Fachmann ist offen für neue Kontakte: „Ich habe viele Ideen und bin offen für Neues. Wer also gerne mit mir über Fußgesundheit aufklären will, kann sich jederzeit bei mir melden oder mich in meiner GehWerkstatt besuchen.“

Kontakt
GehWerkstatt Patrick
Ungermann Weststraße 66
59174 Kamen
Tel.: 02307/2417455
E-Mail: info@gehwerkstatt.de

Autorin
Petra Zimmermann
Schleswiger Straße 30
48147 Münster

 

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Foto: Eakrin/Adobe Stock
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