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6. Juni 2023
Petra Zimmermann
Im Gespräch

„Jeder kann sich ­Podologe nennen“

Interview mit Magdalena Hafezi-Chojecka, Präsidentin der Polskie Towarzystwo Podologiczno-Podiatryczne PTPP (polnische podologisch-podiatrische Gesellschaft). Die zertifizierte Podologin hat in Kassel 20 Jahre eine podologische Praxis geführt.
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Grafik: Cornelia Meier/C. Maurer Fachmedien

Wie ist der Status quo der podologischen Ausbildung in Polen?
In Polen ist es immer noch so, dass sich jeder als Podologe bezeichnen kann. Zwar steht der Podologe auf der Liste der Berufe, aber es gibt keine Regelungen, die die Ausbildung und Kompetenzen regeln würden. Viele private Hochschulen bieten im Rahmen eines Kosmetologie-Studiums eine Spezialisierung in der Podologie und soweit ich weiß, kann es in jeder Schule anders aussehen.

Ich habe das Gefühl, dass viele von denen, die sich als Podologen ausgeben, keine Ahnung haben, wo der Unterschied zwischen Pediküre und Podologie liegt. Ich beobachte, dass viele Geschäfte ein Schild mit der Beschriftung „Podologie“, „Podologische Behandlungen“ usw. präsentieren, aber im Grunde genommen, werden dort typische pflegerische Maßnahmen durchgeführt.

Wie lange dauert eine Ausbildung zum Podologen in Polen?
Das kann man schlecht einschätzen. Ich vermute von einem dreitägigen Kurs bis zu einem oder zwei Semestern an der Hochschule, wo man zwischendurch auch etwas über Podologie und Fußpflege lernt. Ich habe von einem Master-Studium gehört, wo man die praktische Ausbildung mit einem Fußbad anfängt. Bei den Schulungen, die ich in meiner Praxis durchführe, kann ich behaupten, dass das Niveau der Teilnehmenden sehr unterschiedlich ist. Zu uns kommen Menschen aus verschiedenen Berufen und Ausbildungswegen. Am besten vorbereitet sind die Physiotherapeuten.

Erfahrungen im Ausland?

Welchen Abschluss erwirbt man als Podologe in Polen?
Kosmetologe mit der Spezialisierung in der Podologie oder Orthopodologe.

Was wollte Ihre Gesellschaft für den Berufsstand ­erreichen?
Obwohl unsere PTPP hart gearbeitet hat, um den Beruf des Podologen als medizinischen Beruf anzuerkennen und zwei Jahre lang auf Wunsch des Gesundheitsministeriums mit einem Institut für die Edukationsforschung ein Prüfungsprojekt ausgearbeitet hat, haben wir es nicht geschafft. Und seit zwei Jahren ist der Podologen-Beruf der Gruppe der „Kosmetik und Friseure“ zugeordnet. Die Ausbildung dauert drei Semester, wird von selbst ernannten Podologen durchgeführt und endet mit einer staatlichen Prüfung.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden in ­Polen verlangt und wie ist das Betätigungsfeld ­definiert?
Während meiner Zeit als Präsidentin haben wir jahrelang versucht, die Aufmerksamkeit der zuständigen Ministerien auf die Podologie-Problematik zu lenken. Es handelte sich um das Gesundheitsministerium, Ministerium für Arbeit und Soziales und Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Vor zwei Jahren kam plötzlich eine Einladung zum Gesundheitsministerium. Nach deren Anweisungen und Finanzierung hat unsere Gesellschaft eine sehr mühsame Zusammenarbeit mit IBE, einem Institut für die Edukationsforschung, angefangen. Dieses Institut hat uns geholfen, die podologischen Dienstleistungen auf dem Markt zu etablieren. Dazu haben wir einen Katalog der typisch podologischen Behandlungen erstellt – mit allen dazu notwendigen Maßnahmen, Instrumenten, Hygieneanforderungen usw. Ich habe dafür gesorgt, dass so viel wie möglich aus den deutschen Regelungen des Podologengesetzes und der Anforderungen der Krankenkassen an eine Podologiepraxis einfließt. Dies sollte eine Basis sein für die Validierung, der sich diejenigen, die auf dem Markt tätig sein wollen, unterziehen müssen – inklusive eines Zertifikats vom Gesundheitsministerium.

Das ist uns leider nicht gelungen und wurde – wie viele andere Projekte auch, die Polen an die EU näherbringen sollten – aus politischen Gründen abgelehnt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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