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29. November 2021
Cornelia Meier
Interview

„Man muss immer dranbleiben“

LASY ist eine neuartige Technik zur Behandlung von eingewachsenen Nägeln (Unguis incarnatus), Rollnageldeformationen und schmerzenden Nägeln, die auch bei Nagelveränderung und zur Behandlung von Mykose-Nägeln bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt wird. Entwickelt wurde die neue Technik von der podologischen Fußpflegerin Sylvia Lauss. Mit DER FUSS hat sie über LASY und den Weg zum Patent gesprochen.
Porträtfoto
Foto: Fußpflege Lauss
Sylvia Lauss

Frau Lauss, Sie haben mit LASY eine neue Methode zur Nagelkorrektur entwickelt. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Sylvia Lauss: LASY ist ein Korrekturmaterial auf Acrylbasis, dessen zwei Komponenten zunächst zu einer zähen Masse gemischt werden und das im Anschluss in Form einer Schiene auf den vorbereiteten Nagel aufgetragen wird. Die Platzierung der Schiene ist dabei abhängig von der jeweiligen Indikation. Je nach Bedarf können auch zwei Schienen aufgetragen werden, die allerdings nicht miteinander verbunden sein dürfen. Sind nach dem Auftragen Korrekturen erforderlich, kann die Schiene einfach mit einer Fräse bearbeitet werden.

Das leicht zu verarbeitende Korrekturmaterial härtet innerhalb von zwei Minuten an der Luft aus. Zusätzliche Geräte wie UV-Lampen sind nicht erforderlich. Das erleichtert vor allem Hausbesuche, da weniger Material und Equipment transportiert werden muss. Alles, was man benötigt, sind die beiden Komponenten – eine Flüssigkeit und ein Pulver – sowie ein Spatel und ein Dappenglas zum Anmischen der Masse. Das Korrekturmaterial lässt sich übrigens auch zum Versiegeln von 3TO-Spangen nutzen – das spart zusätzlich Kosten.

Wie kam es zu der Eigenentwicklung?
Bei der Behandlung von Nagelproblemen bei Babys und Kleinkindern hatte ich immer wieder Schwierigkeiten. Sie halten oft nicht still und ziehen die Füße zurück. Und zu einem zwei- oder dreijährigen Kind können Sie nicht einfach „Bitte halt jetzt ruhig“ sagen, wenn es schon die ganze Zeit Schmerzen gehabt hat. Auch Draht- oder Kunststoffspangen lassen sich bei ihnen nicht ohne Weiteres einsetzen. Um den Kindern zu erklären, was jetzt passiert, habe ich dann immer gesagt „Schau her, wir malen jetzt was auf deinen Nagel“. So bin ich auf die Idee gekommen, eine schnelle und leicht anzuwendende Art der Nagelkorrektur zu entwickeln. Das Ganze hat natürlich viel Zeit gekostet. Ich arbeite schon mehr als zehn Jahre an der Technik, habe sie aber erst vor Kurzem patentieren lassen. Heute profitieren auch die Erwachsenen davon.

KURZVORSTELLUNG SYLVIA LAUSS

Für welche Einsatzbereiche eignet sich die Nagelkorrektur?
Die Schiene lässt sich sehr vielfältig einsetzen – bei eingewachsenen Nägeln, bei gerollten und/oder schmerzenden Nägeln und bei Nagelpilz. In meinen Praxen nutzen wir LASY auch bei Verfärbungen oder wenn der Nagel blockiert, verdickt oder deformiert ist. Der besondere Vorteil von LASY ist dabei, dass sich die Schiene nicht nur für den erwachsenen Nagel eignet. Auch Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit sehr kleinen Nägeln können damit behandelt werden.

Ist LASY auch für Menschen mit Diabetes geeignet?
Ja, die Schiene ist auch für Patientinnen und Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom geeignet, da die Anwendung sehr schonend ist und die auf den Nagel aufgebrachte Schiene keinen Einfluss auf das umliegende Gewebe nimmt. Die LASY-Nagelschiene entlastet das Gewebe ausschließlich indirekt.

Wie sind Sie auf die Materialzusammensetzung für die Schiene gekommen?
Ich selbst nutze LASY bereits seit mehr als zehn Jahren. In dieser Zeit habe ich mit vielen verschiedenen Materialien gearbeitet und viel ausprobiert. Das Zwei-Komponenten-Material, mit dem wir heute arbeiten, lässt sich aber von allen Optionen am einfachsten verarbeiten. Das war mir besonders wichtig.

LASY
Foto: Sylvia Lauss/Fußpflege Lauss
Die LASY Nagelkorrekturschiene beeinflusst das umgebende Gewebe nicht.

Was unterscheidet Ihre Methode von anderen Nagelkorrekturtechniken?
Es ist in erster Linie die Einfachheit der Anwendung. Auch Podologinnen und Podologen, die keine 3TO- oder VHO-Spange setzen, können die Technik schnell erlernen und damit vielen Kundinnen und Kunden helfen. Natürlich muss man auch bei LASY auf einige Details achten. So muss das Material am medialen und lateralen Nagelfalz sorgsam abgestochen werden, damit es sich nicht mit der Haut verbindet. Aber das ist kein Vergleich zu den Anforderungen anderer Nagelkorrekturtechniken. Ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit der Auftragetechnik. Mit ein wenig Übung dauert es nur drei Minuten, um eine Schiene auf-zutragen, und kurz darauf ist die Schiene dann auch schon getrocknet. So können während einer Behandlung auch mehrere Nägel bearbeitet werden. Hinzu kommt die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten. LASY eignet sich nicht nur für viele verschiedene Indikationen, sondern kann auch bei kleinen Nägeln genutzt werden, bei denen man keine herkömmliche Spange einsetzen kann. Bei LASY ist es egal, ob es sich um den Nagel eines Babys oder eines Erwachsenen mit sehr, sehr kleinen Nägeln handelt. Natürlich profitieren auch die Patientinnen und Patienten von meiner Methode. So ist das Auftragen anders als bei den herkömmlichen Spangentechniken in der Regel schmerzfrei. Das erleichtert vor allem die Behandlung bei Babys und Kindern.

Wie steht es um die Haltbarkeit?
Einmal auf den Nagel aufgetragen, wächst die Schiene mit dem Nagel mit und hält bis zu acht Wochen. Ein zwischenzeitlicher Kontrolltermin ist in der Regel nicht notwendig. Ist die Schiene beim nächsten Behandlungstermin noch mittig auf dem Nagel positioniert, ist eine Abnahme nicht zwingend erforderlich. Die Wirkung lässt erst nach, wenn die Nagelkorrekturschiene distal angekommen ist. Dann kann – je nach Bedarf und Indikation – eine neue Schiene aufgetragen werden.

Zu einer Ablösung kommt es beim erwachsenen Nagel erfahrungsgemäß nur, wenn der Druck von innen zu intensiv wird. Wenn der Nagel also zum Beispiel im Nagelfalz blockiert ist und nicht weiterwachsen kann. Druck von außen oder der Seite – etwa durch Stöße oder das Schuhwerk – sind in der Regel kein Problem. Manche meiner Patientinnen und Patienten tragen eine Schiene bis zu vier Monate. Anders ist es bei Kleinkindern. Weil ihre Nägel sich noch permanent verändern, kommt es bei ihnen häufiger zu einer Ablösung der Spange. Das hat nichts mit einer falschen Handhabung zu tun, sondern ist ganz normal. Das musste ich aber auch erst lernen. Manchmal hält eine Schiene nur wenige Stunden. Hier ist es wichtig, die Eltern vorab darüber aufzuklären.

Was, wenn die LASY-Technik an ihre Grenzen stößt?
Wenn ich mit LASY nicht zum gewünschten Ergebnis komme oder sie schlicht zu wenig ist, steige ich beim erwachsenen Nagel auf die 3TO oder VHO um. Beide Spangen wirken wesentlich intensiver, wenn es mit ihnen nicht klappt, bleibt nur noch der Weg zur Ärztin oder zum Arzt. Dann muss eine chirurgische Lösung her. Was man den Patientinnen und Patienten bewusst machen sollte, ist, dass auch eine neue Technik die Natur nicht überlisten kann. Das heißt: Auch mit LASY benötigt ein Nagel rund zehn Monate, bis er durchgewachsen ist. Ist er verdickt oder blockiert, kann es sogar bis zu einem Jahr dauern.

Welche Voraussetzungen müssen Podologinnen und Podologen erfüllen, um die neue Technik einsetzen zu können? Wie können sie sie erlernen?
Die Technik ist einfach und schnell zu erlernen, es hilft aber, das Verfahren einmal in der Praxis gesehen zu haben. Darum biete ich Workshops an, in denen ich interessierten Kolleginnen und Kollegen die Technik vermittle. Um zu gewährleisten, dass das Verfahren auch wirklich verstanden wurde, schule ich nur Einzelpersonen oder Praxisteams. Es gibt bei mir keine Seminare mit 20 oder 25 Teilnehmenden. Mir ist es wichtig, dass alle Fragen gestellt werden können und die Teilnehmenden den Workshop mit einem guten Gefühl verlassen.Besonders Berufseinsteigerinnen und -einsteiger, die sich noch nicht trauen, eine 3TO- oder eine andere Spange zu setzen, möchte ich LASY ans Herz legen. Die Schiene erlaubt durch ihre leichte Anwendung einen guten Einstieg. So können die Kolleginnen und Kollegen Routinen entwickeln, die ihnen später auch bei komplizierteren Techniken helfen. Gleichzeitig kann man schnell positive Ergebnisse bei den Kunden erzielen. So etwas spricht sich rum.

LASY-WORKSHOPS

Wie können Podologinnen und Podologen in Deutschland das erforderliche Material beziehen?
Ich vermittle das Know-how und jede und jeder, der Interesse hat, kann für 60 Euro ein LASY Starter Set – bestehend aus Pulver, Flüssigkeit, Spatel und Dappenglas – bei mir bekommen. Wer die Technik fest in sein Behandlungsportfolio aufnehmen will, kann die erforderlichen Materialien über alle bekannten Lieferanten in Deutschland und Österreich beziehen.

Sie haben sich LASY patentieren lassen? Was bedeutet das?
Genau. Mithilfe eines Patentanwalts habe ich beim Europäischen Patentamt ein Patent für LASY eintragen lassen. Der ganze Prozess hat etwa ein Jahr gedauert. Vor allem die Namensfindung war eine Herausforderung. Alles, was nur entfernt mit Füßen oder Nägeln zu tun hat, war bereits vergeben. In ganz Europa ist LASY jetzt bis Ende 2029 geschützt. Das heißt, es darf ohne meine Freigabe als Patentinhaberin nicht von anderen verwendet werden. Tut man es doch, macht man sich strafbar.

Die Preisgestaltung beschäftigt viele Podologinnen und Podologen. Können Sie hierzu – bezogen auf LASY – Tipps geben?
Der Preis ist grundsätzlich frei kalkulierbar, das muss jeder für sich entscheiden. Wichtig ist es aber natürlich, die Preise an das jeweilige Umfeld und die Klientel vor Ort anzupassen. Für all jene, die vielleicht noch etwas wenig verrechnen und gerne den nächsten Schritt wagen möchten, kann LASY aus meiner Sicht aber auch ein Verkaufsargument sein. Wir haben ja immer die Sorge, dass die Kundschaft nicht mehr kommt. Aber wenn die Qualität stimmt und die Kundinnen und Kunden keine Schmerzen mehr haben, dann kommen sie wieder – auch wenn die Preise etwas höher sind. Letztendlich liegt es in der Hand der oder des Einzelnen. Nur verschenken, das darf man nicht. „Alles was man herschenkt, ist nichts wert“, sagen wir in Österreich. Zumindest einen Anerkennungsbetrag sollten wir alle verlangen, allein schon, um die eigene Leistung wertzuschätzen.

Wie geht es bei Ihnen weiter?
Ich halte weiterhin meine Augen offen und wenn ich irgendetwas sehe, das ich verändern kann, werde ich es auch verändern (lacht). Nur weil wir etwas die letzten 100 Jahre auf eine bestimmte Art und Weise gemacht haben, heißt es nicht, dass wir auch noch die nächsten 100 Jahre so arbeiten müssen. Man muss immer dranbleiben, wenn man etwas bewegen möchte.Immer wenn eine Patientin oder ein Patient meine Praxis verlässt, frage ich mich, ob ich nicht doch etwas anders oder besser hätte machen können. Außerdem frage ich mich auch immer: Warum hast du es so und nicht anders gemacht? Nur so kann man sich weiterentwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Lauss.

Redakteurin
Cornelia Meier

Nach einem Abstecher in die Öffentlichkeitsarbeit leitet die gebürtige Augsburgerin seit Juli 2021 die Redaktion des Fachmagazins DER FUSS.

Weiße
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Foto: Eakrin/Adobe Stock
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