Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe in Pflegeprodukten
[Abo] Allergien und Unverträglichkeiten nehmen zu. Bei Pflege- und Kosmetikprodukten gilt es dabei jedoch nicht nur die Wirkstoffe im Blick zu haben, sondern auch Beigaben wie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Für DER FUSS hat Fachautorin Ursula Maria Schneider die wichtigsten Aspekte zusammengefasst.
Welche Inhaltsstoffe ein Produkt enthält, erfährt man über die International Nomenclature Cosmetic Ingredients (INCIs) – die internationale Namensgebung kosmetischer Inhaltsstoffe. Hier sind die jeweiligen Inhaltsstoffe eines Produktes nach abnehmender Menge aufgeführt. Am Anfang sind die Hauptbestandteile genannt. Am Ende findet man Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe.
Abfragen lassen sich die INCI-Listen für einzelne Produkte heute bequem über das Smartphone. Mit der COSMILE-App zum Beispiel muss lediglich der Barcode des Produkts gescannt werden und die INCIs werden angezeigt. Die Applikation ist kostenlos nutzbar und für iPhones ebenso verfügbar wie für Android-Geräte. {pborder}
Konservierung und Konservierungsstoffe
Konservierung (lateinisch „conservare“ [erhalten, bewahren]) ist die Verlängerung der Haltbarkeit von Gegenständen und/oder Produkten durch eine Minderung der chemischen Alterung. Gemäß der in allen EU-Ländern gültigen Rechtsverordnung sind Konservierungsstoffe definiert als solche Stoffe, die in kosmetischen Mitteln ausschließlich oder überwiegend die Entwicklung von Mikroorganismen hemmen sollen. Grundsätzlich unterscheidet man
- physikalische Konservierungsverfahren,
- chemische Konservierungsverfahren und
- mikrobiologische Konservierungsverfahren.
NATURKOSMETIK: WELCHE KONSERVIERUNGSSTOFFE SIND ERLAUBT? Um Naturkosmetik zu konservieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen sind da die naturidentischen Konservierungsstoffe, die zwar auch synthetisch sind, aber mild. Je nach Zertifizierung sind sie in unterschiedlichen Konzentrationen in Naturkosmetik zugelassen. Zu diesen erlaubten Konservierungsmitteln gehören folgende Stoffe: Benzoesäure und ihre Salze, Salicylsäure und ihre Salze, Sorbinsäure und ihre Salze sowie Benzylalkohol und Dehydracetsäure und ihre Salze. Sobald diese Produkte als Konservierung zum Einsatz kommen, muss dies auf der Verpackung vermerkt sein. Der Hinweis „konserviert mit …“ gibt Aufschluss darüber, mit welchen synthetischen Konservierungsstoffen gearbeitet wurde Eine weitere Möglichkeit zur Konservierung ist der Einsatz von Alkohol. Da zu viel Alkohol die Haut austrocknen kann, gleichen Hersteller diesen Effekt mit hochwertigen, rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Bestandteilen aus. Häufig enthalten Naturkosmetik-Produkte nicht puren Alkohol, sondern wässrig-alkoholische Auszüge aus Heilpflanzen, die zusätzlichen Alkohol oft nicht mehr nötig machen. Der Unterschied zu konventioneller Kosmetik ist, dass der verwendete Alkohol in Naturkosmetik aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden muss, etwa aus Zucker oder Weizen. Dieser Alkohol kann unvergällt oder vergällt zusammen mit Zusätzen, die das NATRUE-Label tragen, eingesetzt werden. |
Mit oder ohne?
Mittlerweile verzichten viele Hersteller auf Konservierungsstoffe. So benötigen einige Pflegeartikel wie Seifen, Syndets und Produkte mit einem hohen Lipidanteil sowie Produkte, deren PH-Wert unter 3 oder über 11 liegt (z. B. Enthaarungscremes), keine Konservierung und können das Gütesiegel „ohne Konservierungsmittel“ tragen. Häufig dient auch einer der Inhaltsstoffe der Konservierung – Bienenkitt (INCI: Propolis) zum Beispiel, mit dem Bienen ihre Waben auskleiden, um deren Inhalt vor Mikroorganismen zu schützen.
Oftmals sind die Produkte auch einfach mit Methoden konserviert, die auf nicht in der Positivliste enthaltenen Konservierungsmittel setzen. Zu den nicht gelisteten konservierenden Stoffen zählt unter anderem Alkohol.
Wasser als Einfallstor
Die wenigsten Kosmetikprodukte kommen jedoch ohne Wasser aus. Das heißt, sie benötigen eine Konservierung. Denn Wasser bietet eine optimale Lebensgrundlage für Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Hefen und deren Vermehrung, was das jeweilige Pflegeprodukt verderben kann. Das Problem: Durch Mikroorganismen verunreinigte Cremes oder Lotionen sind mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Machen sie sich durch Schimmel oder einen unangenehmen Geruch bemerkbar, ist es meist schon viel zu spät.
Sobald eine Creme oder ein anderes Produkt geöffnet ist, können Bakterien und andere Mikroorganismen eindringen. Das macht eine Konservierung nötig, um ein Produkt anbieten zu können, das keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Für konventionelle Pflegeprodukte gibt es eine breite Palette synthetischer Konservierungsstoffe, die sich alle relativ günstig verarbeiten lassen.
Synthetische Konservierungsstoffe
Zu den bekanntesten synthetischen Konservierungsstoffen gehören Formaldehyd und Formaldehydabspalter. Sie stehen allerdings im Verdacht, Auslöser für Allergien und Unverträglichkeiten zu sein und im schlimmsten Fall auch Krebserkrankungen auslösen zu können. Zudem sollen sie reizend auf Schleimhäute und Augen wirken und auch den Alterungsprozess der Haut beschleunigen.
Eine weitere Gruppe synthetischer Konservierungsstoffe sind halogenorganische Verbindungen. Ihnen wird ein hohes Allergiepotenzial nachgesagt. Zusätzlich sollen sie sich im Gewebe ablagern, es zersetzen und Veränderungen in der Eiweißstruktur der Haut auslösen können. Außerdem sind halogenorganische Stoffe hoch reaktiv mit anderen Stoffen. Das heißt, wie und mit welchen Stoffen sie auf der Haut reagieren, ist schwerlich vorhersehbar. Da kaum jemand nur ein Kosmetikprodukt auf der Haut anwendet, kann unbeabsichtigt ein „Cocktail“ entstehen, dessen Wirkung kaum abschätzbar ist.
Zu den halogenorganischen Verbindungen und Formaldehydabspaltern gehören: Iodopropynyl Buthylcarbamate, Chloroxylenol, Methylchloroisothiazolinone, Methyldibromo Glutaronitrile, Diazolidinyl Urea, Chlorphenesin, Methylisothiazolinone, Imidazolidinyl Urea, Hydantoin sowie MDM Hydantoin.
Da sie seltener Allergien auslösen als die bereits genannten Konservierungsstoffe, sind Parabene ein beliebtes Konservierungsmittel. Sie stehen allerdings im Verdacht, hormonell auf den Körper zu wirken, da sie östrogenartige Eigenschaften besitzen.
Parabene verbergen sich in der INCI-Liste eines Produktes hinter den folgenden Begriffen: Methylparaben, Ethylparaben, Butylparaben, Propylparaben, Isopropylparaben, Isobutylparaben, Pentylparaben, Benzylparaben, Phenylparaben, Metagin, Propagin, Oxybenzoesäure/Oxybezoat, Hydroxybezoesäure/Hydroxybenzoat, PHB und Parahydroxybenzoat.
Farbstoffe
Auf Farbstoffe in Kosmetik kann man kaum verzichten. Egal ob in Haarfarben, Cremes, Duschgelen oder jeglicher dekorativer Kosmetik, in vielen Produkten finden sich färbende Hilfsmittel. Farbstoffe sind auch deshalb ein aktuelles Thema, weil sie zunehmend im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Neben Silikonen und synthetischen Konservierungs- und Duftstoffen sind synthetische Farbstoffe ein Grund für viele Verbraucher*innen, zur Naturkosmetik zu wechseln.
Farbstoffe in konventioneller Kosmetik
Die Forschung bietet heutzutage unendlich viele Farben zur Herstellung von Kosmetik. Auf den INCI-Listen von Produkten lassen sich Farbstoffe einfach an ihrer CI-Nummer erkennen (CI = Color Index). Allerdings sind viele der bunten Farbstoffe nur für den kurzzeitigen Kontakt mit der Haut gedacht, was problematisch ist, denn gerade dekorative Kosmetik ist schnell mal einen ganzen Tag auf der Haut. Die größte Gruppe der synthetischen Farbstoffe bilden die Azofarbstoffe (Teerfarbstoffe). Sie machen aktuell etwa die Hälfte der rund 4.000 zugelassenen Farbstoffe für Kosmetika und Pflegeprodukte aus. Ausgangsstoff ist das Erdölprodukt Anilin. Es steht im Verdacht, krebserregend zu sein und soll außerdem schwere Augenschäden und vermutlich auch genetische Defekte verursachen können. Anilin gilt auch deshalb als kritisch, weil es den Sauerstofftransport im Blut einschränkt, indem der rote Blutfarbstoff Hämoglobin oxidiert wird. Des Weiteren können Azofarbstoffe die Leber angreifen. Auch Allergien und Pseudoallergien sollen Azofarbstoffe begünstigen.
Neben den Azofarbstoffen kommen in konventioneller Kosmetik Farben aus halogenorganischen Verbindungen vor. Diese Verbindungen sind nicht nur in Farbstoffen umstritten, sondern wie bereits erwähnt auch in synthetischen Konservierungsstoffen. Verschiedene Farb- und andere Inhaltsstoffe reichern sich auf Dauer im Körper an und reagieren auf noch unbekannte Weise miteinander.
Der Hinweis „ohne Farbstoffe“ muss nicht bedeuten, dass ein Produkt wirklich farblos ist. So kann etwa die Farbe Gelb auch durch pflanzliche Stoffe wie die sogenannten Flavone (Gelbfarbstoffe) oder das Provitamin A erzeugt werden.
Duftstoffe
Düfte und Parfum dienen der Beduftung von Kosmetik und als Körperduft. Parfum kann aus synthetischen oder natürlichen Duftstoffen hergestellt werden. Auf dem Produkt muss es lediglich als „Aroma“ oder „Parfum“ deklariert werden, sodass es für die Verbraucher*innen erkennbar ist.
Synthetische Duftstoffe
Synthetisch hergestellte Duftstoffe können allergische Reaktionen, Hautreizungen, Schwindel, Übelkeit sowie Hyperpigmentierung (Pigmentflecken) auf der Haut verursachen. In einigen synthetischen Parfums kommen zusätzlich Nitro-Moschusverbindungen zum Einsatz, die sich im menschlichen Fettgewebe, in der Muttermilch und auch in Gewässern, Tieren und Fischen anreichern können.
Ätherische Öle als Alternative
Eine Alternative zu synthetischen Düften sind natürliche ätherische Öle. Sie werden aus Blüten, Blättern, Wurzeln, Rinden, Früchten und Stängeln gewonnen. Diese Öle können nicht nur als Duftstoff verwendet werden, sondern wirken auch auf den Körper. In ihrer Wirkung sind sie dem Charakter der Ursprungspflanze ähnlich: Manche wirken antibakteriell, andere fördern die Neubildung von Zellen der Haut, beruhigen sie, fördern Stoffwechselprozesse etc. Sie kommen daher auch in der Aromatherapie zum Einsatz. Auch sie können Hautreizungen hervorrufen, daher wird empfohlen, sie nie unverdünnt auf die Haut aufzutragen. Wenige Tropfen genügen meist zur Duftanreicherung.
Es gibt ätherische Öle die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) stammen. Diese sind in der Regel hochwertig, meist jedoch teuer. Erhältlich sind auch ätherische Öle aus konventionellem Anbau oder naturidentische Öle. Von letzteren ist jedoch abzuraten. Naturidentische Öle sind synthetische Öle, deren chemische Zusammensetzung mit denen der jeweiligen Pflanzen identisch sind. Naturidentische Öle riechen wie ihre natürlichen Pendants. Allerdings haben sie in der Regel deutlich weniger Inhaltsstoffe als das imitierte natürliche ätherische Öl.
Besonders für Allergiker*innen ist die Information „ohne Duftstoffe“ ein wichtiger Hinweis. Jedoch sollte es nicht das alleinige Kriterium für die Eignung eines Produktes sein. Vorsicht ist ebenfalls bei der Formulierung „parfumfrei“ geboten. Sie bedeutet nämlich nicht, dass ein Produkt völlig geruchsneutral ist. Die INCI-Liste gibt hier keine detaillierten Informationen. Ist hingegen ein Duftstoff enthalten, findet man diesen unter der Bezeichnung „Parfum“.
Praxistipp: Die optimale Hautpflege finden
Empfehlen Sie Ihren Kunden*innen Pflegeprodukte, die individuell auf sie zugeschnitten sind. Außerdem sollte das Handling beherrscht werden, um die Haut auch regelmäßig mit Pflege zu versorgen. Geeignet sind dabei vor allem Produkte, die …
- … schnell und nahezu rückstandslos in die Haut einziehen, ohne einen unangenehmen Fettfilm zu hinterlassen, damit Textilien, Strümpfe (speziell Kompressionsstrümpfe) etc. direkt nach dem Auftragen wieder angezogen werden können.
- … eine hygienische und saubere Anwendung garantieren.
- … aufgrund ihrer Applikationsform eine leichte Handhabung bieten und die Compliance verbessern.
- … natürliche Hautfunktionen wie Atmungs- und Transpirationsfähigkeit erhalten.
- … auch für Allergiker*innen und/oder Menschen mit Diabetes geeignet sind.
- … möglichst auf bedenkliche Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe verzichten.
Quellen und weiterführende Informationen
- Ökotest (2017): Konservierungsmittel in Kosmetik: Nicht alle sind unbedenklich. Online unter: https://bit.ly/3PWv414 (Stand: 30. 7. 2022).
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2004): Farben in der Kosmetik – Toxikologie und Regulation. Online unter: https://bit.ly/3oG9VfT (Stand: 30. 7. 2022).
- Reinecke, Gabriele (2008): Zur Geschichte des „Anilinblasenkrebses“ bei Farbenarbeitern am Beispiel der Farbwerke Hoechst. Online unter: https://bit.ly/3cNQ4sy (Stand: 30. 7. 2022).
- BGFA (2009): Literaturstudie – Azofarbmittel und deren Hautgängigkeit beim Menschen. Online unter: https://bit.ly/3PMCrsh (Stand: 30. 7. 2022).
- Umweltbundesamt (2016): Duftstoffe – chemische Begleiter des Alltags. Online unter: https://bit.ly/2EQTKpW (Stand: 30. 7. 2022)
- Geyer, H. J. et al. (1994): Synthetische Nitromoschus-Duftstoffe und Bromocyclen – Neue Umweltchemikalien in Fischen und Muscheln bzw. Muttermilch und Humanfett. UWSF- Z. Umweltchem. Ökotox. 6 (1) 9 – 17 (1994). Online unter: https://bit.ly/3oGXm4c (Stand: 30. 7. 2022)
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