Personalführung – gewusst wie!
[Abo] Der Wunsch nach Entlastung führt oft zur Einstellung neuer Mitarbeiter. Josef Förster erläutert, wie die Personalführung und die damit zusammenhängenden Führungs- und administrativen Aufgaben souverän gemeistert werden können.
Im Unterricht höre ich von angehenden Podologinnen immer öfter die Aussage: „Wenn ich mich selbstständig mache, möchte ich allein bleiben. Den Aufwand und den Ärger mit Mitarbeitern möchte ich mir nicht antun“.
Das ist sicherlich auch den eigenen Erfahrungen in der bisherigen Berufstätigkeit und in der Ausbildung zur Podologin geschuldet. Es dürfte aber auch mit gewissen Befürchtungen verbunden sein, den unbekannten Aufgaben der Personalführung und den damit zusammenhängenden Führungs- und administrativen Aufgaben nicht gewachsen zu sein.
Die Realität
Die Realität sieht jedoch immer öfter so aus, dass wegen der weiter zunehmenden Nachfrage nach podologischen Leistungen die sich selbstständig machende Podologin von der einsetzenden und steigenden Nachfrage überrascht und erfreut ist.
Da entsteht schnell in den ersten Monaten der Tätigkeit der Wunsch nach Entlastung an der Rezeption und mit zunehmender Beanspruchung auch in der podologischen Tätigkeit. Das ist auch deswegen sinnvoll, weil nur durch eine Ausweitung des Praxisbetriebs über eine einzelne Podologin hinaus eine bessere Rentabilität der Praxis erzielt werden kann.
Risiken vermeiden
Bei den Überlegungen für die Einstellung von Mitarbeitern sollten Sie auf jeden Fall Konstruktionen wie die Beschäftigung von sogenannten freien Mitarbeitern oder die Vermietung von einzelnen Behandlungskabinen und dergleichen tunlichst vermeiden. Mit solchen Konstruktionen sind erhebliche finanzielle, rechtliche und Sozialversicherungsrisiken verbunden.
Gemeinsam Erfolge erzielen
Unsicherheit im Umgang mit Personal hängt sicherlich auch mit Unkenntnis und mangelnder Erfahrung zusammen. Auch ist der Grundsatz moderner Personalarbeit, gemeinsam Erfolge erzielen zu wollen, noch längst nicht in podologischen Praxen Standard.
Beachten Sie: Die Beschäftigung von Mitarbeiterinnen ist für Sie mit überschaubarem Risiko verbunden.
Es gelten keine Tarifverträge, der gesetzliche Kündigungsschutz ist minimal und das Risiko Lohnfortzahlung ist weitgehend abgedeckt.
Personalkosten kalkulieren
Gemeinsam Erfolge zu erzielen heißt aber auch, die wirtschaftlichen Grund-lagen für die Zusammenarbeit zu klären. Dazu gehört in erster Linie eine Kalkulation, die auf die Faustformel gebracht werden kann: Der Mitarbeiter sollte etwa doppelt so viel an Erlösen für die Praxis erzielen wie er selbst kostet.
Untergrenze für das Gehalt ist seit einigen Jahren der Mindestlohn von 8,84 Euro je Arbeitsstunde. Monatslöhne bei Vollzeit von 40 Wochenstunden von rund 2000 Euro sollten möglich sein.{pborder}
Faustformel Personalkosten
Die Personalkosten können Sie selbst mit einer anderen Faustformel ermitteln: Monatsgehalt mal 12 + 30 Prozent (Sozialversicherung, Umlagen, Verwaltung) = Personalkosten für den Mitarbeiter im Jahr. Diese Summe verdoppelt ergibt einen Anhaltspunkt, welche Umsatzerlöse durch Behandlungen der Mitarbeiter erzielen sollte.
Ähnlich geht die Rechnung, wenn es sich um Unterstützungskräfte handelt, die selbst keine Behandlungen erbringen. Die Personalkosten werden nach derselben Formel berechnet. Das Ergebnis wird den dadurch möglichen zusätzlichen Behandlungen durch Sie gegen-übergestellt.
Auch da sollte es so sein, dass die durch die zusätzlichen Behandlungen möglichen Erlöse etwa doppelt so hoch sind wie die Personalkosten des Mitarbeiters. Ist es weniger, dann haben Sie nur den Effekt, dass Sie mehr arbeiten müssen, aber eigentlich nichts davon haben.
Mitarbeiter einstellen?
Kommen Sie zu dem Ergebnis, eine Beschäftigung sei rentabel, dann sollten Sie das auch machen.
Haben Sie sich zur Einstellung von Mitarbeitern entschlossen, dann gilt es, Hürden zu nehmen.
Mitarbeiter richtig auswählen
Grundsätzlich gilt: „Beschäftigen Sie nur Mitarbeiter, von deren menschlicher und fachlicher Qualifikation Sie vollständig überzeugt sind. Wenn nicht, sollten Sie Arbeitsverträge gar nicht erst abschließen oder sich von solchen Mitarbeitern trennen“.
Arbeitsvertrag abschließen
Und weiter: „Schließen Sie mit allen Mitarbeitern einen schriftlichen Vertrag ab. Für Arbeitnehmer sind sowieso spätestens einen Monat nach Arbeitsaufnahme die wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich niederzulegen. Sor-
gen Sie für die Anmeldung der Arbeitnehmer bei der Sozialversicherung und dem Finanzamt und zahlen Sie die Beiträge und Abgaben fristgerecht.
Fairer Ausgleich
Bei der täglichen Arbeit bedenken Sie bitte: Das Arbeitsverhältnis ist ein Austauschverhältnis, es treffen verschiedene Interessen aufeinander, ein Ausgleich ist notwendig, der fair, gerecht und sachlich gestaltet werden muss. Gehen Sie von der Prämisse aus: „Privat bin ich Deine Freundin, hier aber bin ich Deine Chefin“. Alles andere führt zu falscher Rücksichtnahme und Nachlässigkeiten, und zwar mit negativen Folgen auf beiden Seiten.
Erwartungen formulieren
Kommunizieren Sie klar, was Sie hinsichtlich Arbeitseinsatz, Qualität der Arbeit und Arbeitsergebnissen erwarten. Erläutern Sie die Arbeitsabläufe in der Praxis, die für Sie wesentlich sind und von denen Sie wünschen, dass Ihre Mitarbeiter sie übernehmen.
Eindeutige Verhältnisse
Verwirklichen Sie das übergeordnete Organisationsprinzip: Die Einheit von Zuständigkeit, Befugnissen und Verantwortung, die Sie durchaus auch schriftlich niederlegen beziehungsweise vereinbaren können. Machen Sie deutlich, dass Sie die Mitarbeiterin jederzeit unterstützen und begleiten, dass aber an der Erfüllung der berechtigten Erwartungen und deren Überprüfung durch Sie kein Weg vorbeiführt und keine Abstriche gemacht werden.
Kommunikation und Information
Während des Arbeitsverhältnisses sollten Sie offen und jederzeit sachlich kommunizieren und auch regelmäßig Kontakt mit Ihren Mitarbeiterinnen halten, Informationen austauschen, Anregungen und Hilfestellungen geben oder sich auch geben lassen.
Eigenen Führungsstil finden
Seien Sie konsequent, aber nicht willkürlich in Ihrer Führungsfunktion und zeigen Sie nicht nur Härte und Durchsetzungsfähigkeit, sondern auch Wertschätzung, Vertrauen und Anerkennung, auch finanziell. Es ist sehr viel einfacher, gemeinsam Erfolge zu erzielen, als sich im täglichen Grabenkampf aufzutreiben. Sie sind der Meinung, es fehle etwas oder Sie würden einiges ganz anders machen?
Nur zu, entwickeln und finden Sie Ihren eigenen Führungsstil. «
Anschrift des Verfassers:
Dipl.-Verwaltungswirt (FH)/
Betriebswirt Josef Förster, Beratender Verwaltungswirt
Mommsenstr. 7
45144 Essen
Ausgabe 09-10 / 2017
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