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14. November 2022
Redaktion

Verspätete Diagnose von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Während der ersten zwei Jahre der Corona-Pandemie ist es bei Kindern und Jugendlichen in vielen Ländern zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen im Zusammenhang mit einer verspäteten Diabetes-Diagnose gekommen. Besonders gefährdet seien Kinder mit unerkanntem Typ-1-Diabetes.

Foto: habrovich/Adobe Stock

Die Studie, die im renommierten Fachjournal The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht wurde, verwendete Daten aus 13 nationalen Diabetesregistern aus Australien, Österreich, der Tschechischen Republik, Dänemark, Deutschland, Italien, Luxemburg, Neuseeland, Norwegen, Slowenien, Schweden, Colorado (USA) und Wales von 104.290 Kindern und Jugendlichen, bei denen zwischen Anfang 2006 und Ende 2021 die Diagnose eines Typ-1-Diabetes neu gestellt wurde.

Stoffwechselentgleisungen nehmen zu

Die Häufigkeit einer diabetischen Ketoazidose zum Zeitpunkt der Diagnose von Typ-1-Diabetes bei Kindern stieg international bereits vor der Pandemie zwischen 2006 und 2019 stetig a. In Deutschland sogar mehr als doppelt so stark wie im Durchschnitt der 13 Diabetesregister. Anhand des Trends wurde für Kinder mit der neuen Diagnose eines Typ-1-Diabetes für die Jahre 2020 und 2021 eine Häufigkeit von diabetischen Ketoazidosen von 32,5 Prozent beziehungsweise 33 Prozent erwartet. Tatsächlich hatten aber im Jahr 2020 39,4 Prozent und im Jahr 2021 38,9 Prozent aller Kinder mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes eine Stoffwechselentgleisung.

„Wir haben eine steigende Tendenz bei der Häufigkeit der diabetischen Ketoazidose bei der Diagnose von Typ-1-Diabetes bei Kindern festgestellt, die bereits vor dem Auftreten von COVID-19 zunahm und dann während der Pandemie weiter anstieg“, sagt Kinder- und Jugendmediziner PD Dr. Clemens Kamrath von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), der zusammen mit seinem dänischen Kollegen Erstautor der Studie war. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die COVID-19-Pandemie ideale Bedingungen für die Verschärfung bereits bestehender Probleme bei der rechtzeitigen Diagnose und Versorgung von Kindern mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes geschaffen hat.“

Aufklärung erforderlich

Die Autoren der Studie fordern umfassende Aufklärung über die klassischen Symptome des Typ-1-Diabetes im Kindesalter in der breiten Öffentlichkeit, bei den in der Kinderbetreuung oder Tagespflege tätigen Personen und bei den niedergelassenen Haus- und Kinderärzt*innen, um das Bewusstsein für die Symptome des Typ-1-Diabetes zu schärfen.

Originalpublikation
Niels H Birkebaek*, Clemens Kamrath*, Julia M Grimsmann, et al.
Impact of the COVID-19 pandemic on long-term trends in the prevalence of diabetic ketoacidosis at diagnosis of paediatric type 1 diabetes: an international multicentre study based on data from 13 national diabetes registries. The Lancet Diabetes & Endocrinology, 2022. Published online October 3, 2022.

* gemeinsame Erstautorschaft

 

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen | Redaktion: Cornelia Meier

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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