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17. Oktober 2016
Redaktion

Wenn der Patient nicht will

[Abo]Zu einer erfolgreichen Behandlung gehören immer zwei – der Behandler und der Patient. Ziehen beide an einem Strang, verläuft sie erfolgreich. Doch das ist nicht immer so. ­Orthopädin Dr. Renate Wolansky hat Beispiele gesammelt bei denen nicht an einem Strang gezogen wurde.



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Der Fußspezialist ist häufig für Diabetespatienten mit Fußproblemen erster Anlaufpartner. Beim diabetischen Fußsyndrom (DFS) handelt es sich um eine äußerst schwerwiegende Folgekomplikation des Diabetes mellitus mit peripherer Nervenschädigung (Polyneuropathie), die mit typischen sensiblen Störungen wie Herabsetzung oder Aufhebung des Schmerz-, Temperatur-, Druck- und Vibrationsempfindens einhergeht. Ferner entwickelt sich oftmals aufgrund einer motorischen Nervenstörung eine Atrophie (Rückbildung) der kurzen und gegebenenfalls der langen Fußmuskeln mit Funktionsstörungen. Autonomische Störungen führen meistens zur Herabsetzung oder Aufhebung (Anhidrosis) der Schweißsekretion am Fuß, wodurch es zur ausgeprägten trockenen Haut mit Einschränkung der Elastizität und Verlust des notwendigen Hautschutzes kommt. Hyperkeratose (verstärkte Hornhaut), Clavi (Hühneraugen), Callositas (Schwielen) und Rhagaden (Schrunden) mit drohender Infektionsgefahr sind nicht selten die Folgen. Des Weiteren kann es infolge Gefäßschädigung (pAVK – periphere arterielle Verschlusskrankheit) zu Ulzera (Geschwüre) an Druck exponierten Regionen mit Wundheilungsstörungen, vor allem an der Fußsohle, später Gangrän (Brand), Nekrosen (abgestorbenes Gewebe), Spontanfrakturen (Knochenbrüche ohne vorangegangenes Trauma) oder Luxationen (Gelenkausrenkungen) – sogenannter diabetischer Charcotfuß – (Neuro-Osteo-Arthropathie; Erkrankung der Nerven, Knochen und Gelenke) kommen. Im Extremfall folgt eine Amputation. In Deutschland werden pro Jahr etwa 42000 Minor- (unterhalb der Sprunggelenke) oder Majoramputationen (oberhalb der Sprunggelenke) als Folge eines Diabetes mellitus durchgeführt. Diese Amputationsrate könnte sich durch eine gezielte Prävention senken lassen.

{pborder}Prophylaxe
Oberste Priorität haben Eigenverantwortung und Compliance des Betroffenen im Sinne eines Selbstschutzes. Rechtzeitige klinische und bildgebende Diagnostik durch den Arzt mit nachfolgender interdisziplinärer Therapie verbessert ungemein die Prognose eines drohenden  diabetischen Fußes. Bei präventiver, sachgemäßer und frühzeitiger Behandlung ist prognostisch eine günstige Ausgangssituation des diabetischen Fußes zu erwarten. Hierzu zählen regelmäßige podologische Behandlungen und Beratungen. Konsultationen beim Arzt und Orthopädieschuhmacher sollten gewissenhaft eingehalten werden. Dabei werden beim Orthopädieschuhmacher gefährliche Druckspitzen durch eine dynamischen Pedografie erfasst und unverzüglich auf die gesamte Fußsohle mithilfe diabetesadaptierten Fußbettungen, orthopädischen Schuhzurichtungen oder orthopädischen Maßschuhen umverteilt. Somit können Druckulzera verhindert werden.
Eine Störung in der Kooperation – auch Non-Compliance genannt – zwischen Betroffenem und Therapeut, egal ob Arzt, Podologe oder Orthopädieschuhmacher, kann zu schweren Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel einem diabetischen Fußsyndrom  (DFS) führen.

Tipps vom Fußspezialisten zur häuslichen Fußpflege
Täglich sollten abends und nach dem Eintragen neuer Konfektions- oder orthopädischer Maßschuhe bei guter ­Beleuchtung die Fußsohlen auf Hautveränderungen mit einem Spiegel angesehen werden, gegebenenfalls bei Problemen durch eine Hilfsperson. Die Schuhe sind abends immer auf Fremdkörper auszutasten und unter Herausnahme der vorhandenen Maßeinlagen auszulüften. Des Weiteren ist auf Scheuerstellen im Schuh oder frühzeitig abgelaufene Sohlen zu achten. Passendes Schuhwerk in Bezug auf Breite, Länge (Distanz von längster Zehe bis zur vorderen Schuhbegrenzung muss im Stand etwa ein Zentimeter betragen)  und Absatzhöhe (bei Frauen bis maximal vier Zentimeter und für Männer bis drei Zentimeter) aus atmungsaktiven Leder, unter Berücksichtigung der individuellen Fußform, ist notwendig. Fußbäder bei intakter Haut können bei 35 – 38 Grad Celsius (Kontrolle immer mit einem Badethermometer) für drei bis maximal fünf Minuten durchgeführt werden. Es folgt sorgfältiges Abtrocknen der Füße mit einem weichen Handtuch und die Interdigitalräume mit einem Watteträger oder Wattepads. Zur Pflege der trockenen Haut kommen fetthaltige Krems ohne Duftstoffe mit Ureazusatz infrage. Die Nagelkürzung erweist sich mit einer Diamant- oder Sandblattfeile als günstig. Zur Hornhautentfernung eignen sich Hornhautweichschwamm oder ein Naturbimsstein. Barfußgehen sollte in Anbetracht der Polyneuropathie vermieden werden. Täglicher Wechsel von Baumwollsocken und Waschung mindestens bei 60 Grad Celsius gehört zur Pflege der Füße. Mit täglich abwechslungsreichen Fußgymnastikübungen und Fußmassagen können bestehende Muskeldysbalancen und die Durchblutung der Fußmuskulatur günstig beeinflusst werden. «

Danksagung
Für die Überlassung einiger Bilder gilt mein Dank dem Podologen Ralf Jefimoff in Naumburg.

Ausgabe 07/08 2016

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Foto: Eakrin/Adobe Stock

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