Mehr Amputationen durch Krankenhausreform befürchtet
Die Arbeitsgemeinschaft „Diabetischer Fuß“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert in einem aktuellen Positionspapier, dass spezialisierte interdisziplinäre Zentren nicht ausreichend gefördert werden. Ohne diese Expertise droht ein Anstieg der Amputationsrate, was die Erfolge der letzten Jahrzehnte zunichtemachen könnte.
Ursachen und Risiken des Diabetischen Fußsyndroms
Rund jeder dritte bis vierte Mensch mit Diabetes entwickelt im Laufe seines Lebens ein DFS. Ursächlich sind meist schlecht eingestellte Blutzucker- und Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen, die Nerven- und Blutgefäße schädigen können. In Kombination mit ungeeignetem Schuhwerk entstehen chronische Wunden an den Füßen, die schlecht heilen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Amputationen. Die DDG zertifiziert seit 20 Jahren ambulante und stationäre Fußzentren, von denen es derzeit rund 285 in Deutschland gibt.
Diese Zentren bieten eine leitliniengerechte Versorgung, die durch das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) jedoch gefährdet ist. „Viele spezialisierte Fußbehandlungszentren könnten ihre Arbeit einstellen, wenn sie nicht ausreichend in den neuen Leistungsgruppen abgebildet werden“, warnt Dr. med. Michael Eckhard, Sprecher der AG Diabetischer Fuß der DDG.
Bedeutung spezialisierter Zentren für die DFS-Behandlung
Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Amputationsrate bei DFS um fast die Hälfte sinkt, wenn Patient*innen frühzeitig in qualifizierten Zentren behandelt werden. Dort arbeitet ein interdisziplinäres Team, das konservative Therapiemöglichkeiten ausschöpft. Doch es fehlt bereits jetzt an Fachärzt*innen für Innere Medizin mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie. Das KHVVG könnte die Situation weiter verschlechtern, da es gut ausgebildetes Fachpersonal nicht ausreichend berücksichtigt.
Die AG Diabetischer Fuß der DDG fordert daher, die fachärztliche Zusatzbezeichnung „Diabetologie“ sowie die Qualifikation „Diabetologe/Diabetologin DDG“ in der Leistungsgruppe „Endokrinologie/Diabetologie“ anzuerkennen. „Ohne diese Experten wird die Versorgung von Patienten mit DFS erheblich eingeschränkt“, betont Eckhard.
Forderungen der DDG: Gesicherte Finanzierung und Anerkennung von Expertise
Die Krankenhausreform zielt darauf ab, die Versorgungsqualität zu verbessern und finanzielle Fehlanreize zu reduzieren. Die Arbeitsgemeinschaft fordert daher in ihrem Positionspapier, spezialisierte und zertifizierte Fußzentren finanziell abzusichern. Diese Einrichtungen bieten nachweislich eine bessere Versorgungsqualität durch interdisziplinäre Strukturen und definierte Behandlungspfade.
Die gesetzlichen Grundlagen dafür sind in den Disease Management Programmen (DMP) für Diabetes bereits vorhanden. Eckhard schlägt vor, eine „Komplexpauschale Diabetischer Fuß“ zu implementieren, um diese Zentren langfristig zu sichern.
Notwendigkeit der Reformanpassung zur Vermeidung eines Versorgungsnotstands
Die aktuelle Einordnung der DFS-Zentren in Leistungsgruppen ignoriert deren Bedeutung und widerspricht dem Ziel der Krankenhausreform, die medizinische Versorgungsqualität zu verbessern. „Ohne Anerkennung und Vergütung der Expertise wird es schwer, Patienten eine leitliniengerechte Therapie zu ermöglichen“, kritisiert DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. Zudem würde das Recht auf eine Zweitmeinung vor Amputation nicht umgesetzt werden können, wenn spezialisierte Zentren fehlen. Die Folge wäre eine Zunahme von Amputationen – eine Entwicklung, die vermeidbar wäre.
Das vollständige Positionspapier der AG Diabetischer Fuß der DDG ist auf der Website der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. verfügbar.
Quelle: Pressemeldung