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21. November 2022
Redaktion
Dresden

Diabetes-Zentrum MITS nimmt Betrieb auf

Im Oktober wurde das neue Zentrum für Metabolisch-Immunologische Erkrankungen und Therapietechnologien Sachsen (MITS) der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden offiziell eröffnet. Nach vierjähriger Bauzeit nehmen die Forschenden die Labore, Büros und Meetingräume in Betrieb.
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Foto: Annechristin Bonß/Hochschulmedizin Dresden
Prof. Barbara Ludwig und Prof. Stefan Bornstein zeigen die Prototypen des Bioreaktors, in dem Betazellen beispielsweise des Schweins verpackt sind und so vor den Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers geschützt.

Im Rahmen eines öffentlichen Festaktes wurde der Neubau des MITS an der Ecke Augsburger Straße/Fiedlerstraße in der Dresdner Johannstadt am Montag, 10. Oktober 2022, offiziell eingeweiht. Der hochmoderne Forschungsneubau gibt fortan Expert*innen der Inneren Medizin, der Endokrinologie, der Immunologie, der Chirurgie, der Transplantationsmedizin, der Zellbiologie und der Materialwissenschaften eine neue Arbeitsstätte. Gemeinsam werden sie unter einem Dach interdisziplinär neue medizinische Ansätze entwickeln.

Neue Strategien aus Erkenntnissen der metabolisch-immunologischen Biomedizin

In Deutschland leiden mehr als acht Millionen Menschen unter Diabetes. Die Diagnose steht hinsichtlich der Häufigkeit und Sterblichkeit an vierter Stelle aller Erkrankungen. Weltweit gibt es eine halbe Milliarde Betroffene mit dieser Zivilisationskrankheit.

„Die Erkrankung stellt uns vor gesellschaftliche und sozioökonomische Herausforderungen“, sagt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. „Diesen müssen wir mit gefächerten interdisziplinäreren Ansätzen begegnen.“

„Unser Ziel ist es deshalb, die aktuellen Erkenntnisse aus der metabolisch-immunologischen Biomedizin in neuartige und effektive Strategien für die Diagnostik und Therapie von Diabetes und seinen Folgekrankheiten zu übersetzten“, ergänzt Professorin Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

Neue Technologien und Therapien anwenden

Im Zentrum werden die Expert*innen fortan auch die wissenschaftlichen Arbeiten am Bioreaktor fortführen: „Man kann ihn sich wie einen Herzschrittmacher vorstellen. Eine kleine Dose von fünf bis sechs Zentimetern Durchmesser, die auf das Bauchfell, also unter die Haut, transplantiert wird“, sagt Prof. Bornstein. In der Dose sind Betazellen beispielsweise des Schweins verpackt und vor den Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers geschützt. Über einen Port werden die Zellen von außen mit Sauerstoff versorgt, über eine Membran bekommen sie körpereigene Nährstoffe. Der Reaktor kann selbstständig nach Bedarf Insulin produzieren und an den Körper abgeben. Die Gabe von Insulin über Spritze oder Pumpe in den Körper wäre damit überflüssig.

Bis der Bioreaktor allen Menschen mit Typ-1-Diabetes helfen kann, müssen die Mitarbeitenden aus der Medizin, Zellbiologie, aus Ingenieur- und Materialwissenschaft weiter forschen. Das MITS wird dafür das Zentrum sein und ihnen geeignete Forschungsräume zur Verfügung stellen. „Es geht um ein neues, innovatives Verständnis, wie die Regulation des Immunsystems funktioniert“, fährt der MITS-Sprecher fort. Unter anderem sollen Mechanismen erforscht werden, die eine Abstoßung von Zellen und Organen durch das eigene Immunsystem sowie die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit verhindern. Zudem wollen die Wissenschaftler im MITS neue Materialien testen, die im menschlichen Körper die Stamm- oder Spenderzellen vor Abstoßung schützen.

Darüber hinaus widmen sich die Experten im MITS der Prävention und Heilung. Folgeerkrankungen an Gefäßen, Herz, Niere, Leber sowie an den Knochen, die durch Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen hervorgerufen werden, sollen verhindert und die Regeneration der Zellfunktionen ermöglicht werden.

Foto: wörner traxler richter GmbH
Die im MITS realisierten Forschungsprojekte rund um den kleinen Bioreaktor wollte das Architekturbüro wtr unbedingt nach außen wirken lassen und hat deshalb das besondere Arrangement der Giebelfenster entwickelt

Stoffwechselerkrankungen entgegenwirken

Baubeginn für das MITS war im Dezember 2018. Der Neubau, der Platz für etwa 100 Mitarbeitende bietet, ist direkt mit dem Medizinisch-Theoretischen Zentrum (MTZ) der Medizinischen Fakultät an der Fiedlerstraße verbunden, das im Jahr 2000 eröffnet wurde. Bevor der Bau des MITS beginnen konnte, wurde eine Industriebrache abgerissen. Die Gesamtkosten inklusive der Altlastensanierung der ehemals im Baufeld befindlichen Schuhcremefabrik sowie inklusive der Erstausstattung und der Großgeräte betrugen 35,1 Millionen Euro. Damit wurde die ursprünglich veranschlagte Bausumme von 36,7 Mio. Euro unterschritten. Mit der Gerätetechnik werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Gerätetechnik den Stoffwechsel im Organismus vollständig erfassen, Zellen isolieren und einen Einblick in die Zellfunktionen erhalten können.

Quelle: Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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