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3. Februar 2022
Redaktion

Eine Frage des guten Tons: Stimmfitness für Beruf und Alltag

Zwei Drittel aller Deutschen nutzen die Stimme etwa vier Stunden täglich auf Belastungsebene. Fast die Hälfte sogar sechs Stunden oder mehr. „Gut bei Stimme“ zu sein, ist eine wichtige Anforderung in allen „sprechenden Berufen“, aber nur die wenigsten kennen und pflegen ihre Stimme bewusst. Deshalb hier ein paar leicht umzusetzende Ratschläge zur Stimmpflege.



Foto: STUDIO GRAND WEB/Adobe Stock

1. Aufwärmen

Achten Sie darauf, ihren Körper „aufzuwecken“

Ihre Stimme ist ein äußerst sensibles Organ. Sie reagiert auf jede Form von Stress, Disharmonie, Verspannung oder Müdigkeit. Wie bei jedem Sport: Wärmen Sie sich auf, bevor Sie volle Leistung bringen müssen. Dehnen und strecken Sie sich gleich nach dem Aufwachen und gurgeln Sie nach dem Zähneputzen während Sie gleichzeitig dabei Töne von sich geben. Öffnen Sie im Laufe des Tages immer wieder das Fenster, wiederholen Sie das Dehnen und atmen Sie tief durch.

Lockern Sie Ihren Kiefer

Verspannungen im Kiefer sind das größte Hindernis für gutes Sprechen. Ein Mittel, das zumindest vorübergehend zu verbessern ist, ist aktives und herzhaftes Gähnen. Es weitet und dehnt den Kiefer, lockert den Kehlkopf und öffnet den Brustkorb. Das entspricht der „perfekten“ Einstellung während des Sprechens. Ebenso effektiv für einen lockeren Kiefer ist es, die Lippen flattern zu lassen, indem Sie prusten wie ein Pferd. Das sorgt als Nebeneffekt auch noch für „prallere Lippen.“

2. Trainieren

Summen Sie

Das beste und effektivste Training für Ihre Stimme ist das Summen. Mit locker geschlossenen Lippen und der Vorstellung, als hätten Sie eine kleine Luftblase zwischen Oberlippe und Schneidezähne. Egal was, egal wann, egal wo, leises Summen geht fast überall. Regelmäßiges Summen ist der Garant für eine gut funktionierende und leistungsfähige Stimme. Weiten Sie dabei den Brustkorb mithilfe der Zwischenrippenmuskulatur und versuchen Sie Ihr eigenes Klingen, im Innenohr wie auch hinter dem Brustbein, zu hören. Nach einiger Zeit werden Sie in der Lage sein, alle „klingenden“ und resonanzleitenden Knochen in Schädel und Wirbelsäule wahrzunehmen und so Ihrem persönlichen Stimmklang zu immer mehr Fülle zu verhelfen.

Natürliche Atmung

Die Atmung von Brust- auf Bauchatmung umzustellen ist unumgänglich, wenn Sie sich eine belastbare Stimme wünschen. Darüber hinaus dient es auch der Stressregulierung. Eine einfache Möglichkeit dies zu trainieren, ist die folgende: Legen Sie sich auf den Rücken mit einem möglichst schweren Buch o. ä. auf dem unteren Bauch und heben Sie dieses beim Einatmen in die Höhe. Versuchen Sie es anschließend mit den Vokalen p-t-k-s-f in die Höhe zu schubsen. Beobachten Sie das ruhige Heben und Senken Ihres Unterbauches auch vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen. Und auch herzhaftes Lachen trainiert die Stützkraft Ihres Zwerchfells und so auf Dauer die Belastbarkeit Ihrer Stimme.

Das unterschätzte Ausatmen

Wenn das Ausatmen vernachlässigt wird, gerät die Stimme mehr und mehr aus der Balance und unter Druck. Hier ein Tipp mit Sofortwirkung: Atmen Sie ab und zu „im Kreis“. Machen Sie keine Pause zwischen Ein- und Ausatmen, indem Sie das Eine in das Andere ineinanderfließen lassen, möglichst ohne den geringsten Übergang zu spüren. Wenn Sie das noch mit der Bauchatmung und einem „geöffneten“ Brustkorb (siehe Punkt 1) verbinden, sind Sie schon fast ein Atem-Profi. Diese Technik ist auch sehr gut geeignet, den Körper mit neuer Energie aufzuladen.

Klartext sprechen

Sehr oft hört man Klagen über undeutliche Sprache. Hier ein uralter Schauspielertrick zur Verbesserung: Krümmen Sie Ihren Daumen – halten Sie ihn quer in den Mund und versuchen Sie möglichst verständlich „um ihn herum“ zu sprechen. Das zwingt Ihre Lippen und Wangenmuskulatur sowie Ihre Zunge sich intensiver zu bewegen, was bei regelmäßiger Anwendung zu einer deutlicheren Aussprache führt. Und denken Sie daran: „Übung macht den Meister!“

3. Stimmgesundheit

Ein Mittel gegen Heiserkeit

Erwärmen Sie einen Esslöffel Olivenöl – tränken Sie ein Stück Watte damit und legen Sie es dann auf den Kehlkopf (ACHTUNG: Temperatur vorsichtig vorher testen), darüber ein Papiertaschentuch und ein Baumwolltaschentuch, das man gut binden kann, dann – wenn Sie haben –, einen Seidenschal. Als äußerste Schicht kommt ein richtig dicker Schal darum. Dann ab ins Bett und wenn Sie mögen, erneuern Sie das Ganze so oft Sie wollen.

Nichts Neues – aber wichtig

Mit einem trockenen Hals ist „nicht gut sprechen“. Wenn Feuchtigkeit fehlt, tendiert die Schleimhaut unserer Stimmlippen „spröde“ zu werden und der Klang der Stimmer wird beeinträchtigt. Trinken sie regelmäßig und genug möglichst gutes und vor allem „stilles“ Wasser oder auch Kräutertee. Hilfreich sind auch Emser Salz-Pastillen und/oder Isla Moos aus der Apotheke.

Ausreichend Schlaf

Wie so Vieles im Leben wird auch die Stimme durch genügend Schlaf günstig beeinflusst. Unser Kehlkopf ist generell sehr störanfällig. Er reagiert „ungehalten“ auf jede Form von Stress. Nicht umsonst heißt es im Volksmund „Das hat mir die Stimme verschlagen.“ Schlafen, Summen, Schweigen sind die drei „S“, die jeder, der beruflich viel sprechen muss, sich immer wieder in Erinnerung rufen sollte.

Starke Stimme – starke Wirkung

Wenn Sie die oben aufgeführten Tipps regelmäßig anwenden, wird Ihre Stimme von Tag zu Tag stärker werden. Alle Tipps lassen sich leicht in den Alltag einbauen und tägliches Üben führt garantiert zum Erfolg, vor allem aber zu einem bewussteren Umgang mit Ihrem vielleicht wichtigsten „Handwerkszeug“- neben Ihrer beruflichen Qualifikation.

 

Foto: Cornelia FinkAutorin
Cornelia Fink ist Kommunikationspsychologin, diplomierte Opernsängerin und Expertin für Stimme und Sprache. Sie gründete vor 32 Jahren das Label „StimmWege“ unter dem sie Menschen dabei unterstützt, ihren eigenen authentischen Weg zu gehen. Als Dozentin an der Universitätsklinik und Universität Würzburg lehrt sie seit über 10 Jahren mit ihrer Expertise in den dortigen Mentoring-Programmen u. a. auch angehende Führungskräfte in der Medizin.

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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