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26. Juli 2017
Fritz Bittig
Podologische Praxis

Fremde Körper

Nicht selten findet der Podologe bei seiner Arbeit Gegenstände, die nichts im Nagel- oder Hautbereich zu suchen haben. Mit eindrucksvollen Bildern und Beispielen demonstriert Podologe Fritz Bittig seine „konservative“ Entfernung von Fremdkörpern bei seinen Patienten.
Foto: Fritz Bittig
1 a Fremdkörper Kieselstein

Fremdkörper – so erklärt sich der „körperfremde Gegenstand“ von selbst – können kleine Wunden verursachen oder sie aktivieren körpereigene Schutzmechanismen. Hornhaut wird gebildet, um den fremden „Hauteindringling“ damit zu überdecken. Doch häufig entstehen gerade durch diese „Körperabwehr“ kleine Eiterherde, die zu starken Schmerzen führen können. Oft ist das „Auftreten“ mit dem Fuß gar nicht mehr möglich und der Patient kommt humpelnd in die podologische Praxis. Aber nicht nur am Fuß kann so etwas vorkommen, auch an den Händen. Auch hier kommt es zum Eindringen von diversen Fremdkörpern und der Patient sucht Hilfe beim Hausarzt oder sogar in der chirurgischen Krankenhausambulanz.

Podologie kann helfen

Viele Fälle könnten dabei durch eine „konservative“ Entfernung der Fremdkörper gelöst und den Patienten eine „operative“ Lösung erspart werden. Doch welche „Fremdköper“ haben sich schon in die Praxis verirrt?

Fremdkörper Kieselstein

Ein 65-jähriger Patient kam humpelnd in meine Praxis. Er sei vor zirka acht Tagen im Urlaub am Strand gegen einen Felsen getreten. Zuerst dachte er an eine gebrochene Zehe, da der Schmerz permanent stärker wurde. Zum Schluss schrie er schon bei der leichtesten Berührung der Zehenspitze.

Vorsichtig wurde der Nagel gekürzt und ich traute meinen Augen nicht. Ein Kieselstein kam unter der distalen Nagelplatte zum Vorschein, der sich dort schmerzhaft eingeklemmt hat (Abb. 1 a). Mit der Splitterpinzette wurde der Kiesel entfernt (Abb. 1 b). Abbildung 1 c zeigt den Zustand nach der podologischen Hornhautentfernung. Der Patient bekam nach Desinfektion einen Druckschutzverband mit Wund-Heilsalbe. Wie groß der Kieselstein war, zeigt Abbildung 1 d mit dem Fremdkörper und seinem Ausmaß.

Fremdkörper Holzsplitter

Ein Möbelschreiner kommt mit starken Schmerzen in unsere Hand- und Fußambulanz. Deutlich erkennt man den Holzkeil unter der Nagelplatte des linken Zeigefingers (Abb. 2 a). Nach vorsichtigem Ausfräsen einer Rinne in der Nagelplatte, ließ sich der Holzsplitter mit der Splitterpinzette leicht entfernen (Abb. 2 b). Abbildung 2c zeigt deutlich den Übeltäter. Nach Medikation wurde ein leichter, luftdurchlässiger Snögg-Wundverband angelegt. Dem Patient wurde das Aufsuchen des Hausarztes zwecks Tetanus- Immunisierung aufgetragen und ihm den Fremdkörper in einem kleinen Tütchen mitgegeben.

Fremdkörper Insektenstachel

Der Patient schilderte einen stechenden Schmerz in der plantaren Fußsohle. Es ließ sich ein Fremdkörper erkennen und tasten, der in einer gelblichen Umgebung steckte (Abb. 3 a).

Mit dem Medihalter und Klingenform 3V wurde der Fremdkörper herausgehebelt (Abb. 3 b) – zum Vorschein kam ein Insektenstachel (Abb. 3 c).

In der Folge wurde die Haut mit der Klinge komplett gereinigt und geglättet, eine Remmeles-Propolis-Lösung (Abb. 3d) aufgetragen und ein 2ndSkin aufgelegt (Abb. 3e). Mit Fleecy Web Extra wurde das Gel fixiert (Abb. 3f).

Fremdkörper Glassplitter

Eine Kellnerin klagte über starke Schmerzen unter der rechten Ferse (Abb. 4 a). Ihr sei ein Glas beim Bedienen heruntergefallen und zerbrochen. Sie kam mit blutigem Strumpf in unsere Praxis und humpelte stark. Abbildung 4 b zeigt das entfernte Glasstück in Großaufnahme. Die Patientin war auf Anhieb schmerzfrei. Es folgten Medikation und Versorgung mit Cosmopor Steril.

Fremdkörper Metallsplitter

Hier zeigte sich ein deutlich sichtbarer, schmerzhafter Fremdkörper im plantaren Fersenbereich (Abb. 5 a).

Mit dem Hartmetallfräser 1SXM 021 wurde die oberflächliche Verhornung mit 40000 U/min mit Trockentechnik verdünnt. Sofort entleerte sich das eitrige Exudat aus der Tiefe (Abb. 5 b).

Abbildung 5 c zeigt den entfernten Metallsplitter. Es folgten Medikation und Cosmopor Steril.

Fremdkörper Haar

Ein Patient stellte sich seinem Hausarzt vor und der schickte ihn zu uns mit Diagnose: „Entzündeter Clavus interdigitalis“ (Abb. 6 a). Zu sehen war eine starke schmerzhafte Rötung der Innenseite der IV. Zehe und ein Hautdefekt, aus dem eine seröse Flüssigkeit austrat (Abb.6 b).

Mit einer sterilen Greifpinzette (Spezialinstrumente n. Bittig) entnahm ich ein Haar aus der Tiefe, das wie eine Ziehharmonika gefaltet eine Länge von etwa zwei Zentimeter ergab (Abb. 6 c). Es folgten Druckentlastende Maßnahmen, Medikation kombiniert mit Wundpflaster nach Lehrmethode Bittig (Abb. 6d). Ein Verbandwechsel erfolgte nach drei Tagen (Abb. 6e); Abbildung 6f zeigt den Zeh acht Tage nach der Haarentfernung.

Fremdkörper OP-Nahtmaterial

Die Abbildungen 7a und b zeigen den Zustand nach einer operativen Zehenbegradigung. Die Patientin klagte über einen stechenden Schmerz in der OP-Beugefalte, die unvollständig abheilte und stets nässte.

Auch hier entfernte ich einen Rest des Nahtmaterials. Nach kurzer Zeit war der dorsale Zehenbereich völlig abgeheilt.

Pferdetritt mit Folgen

Bei einem Fall stellte sich ein Pferd kurz auf die linke Großzehe eines Landwirts (Abb. 8a). Der Patient kam nach abklingenden Schmerzen zu uns. Die Nagelplatte wurde vollständig abgelöst (Abb. 8b).

Abbildung 8c zeigt den Zustand nach podologischer Behandlung.

Nach Medikation wurde ein Snögg-Wundschnellverband angelegt (Abb. 8d). Eine Wundkontrolle wurde nach drei ­Tagen durchgeführt.

Vielfältige Möglichkeiten

Wie die Fallbeispiele zeigen können Wunden durch unterschiedliche Ursachen entstehen. Der Organismus möchte sofort nach einer Verletzung die entstandene Wunde bekämpfen und sie vor Infektionen und exogenen Einflüssen schützen. Mit einer unterstützenden Versorgung können wir dabei helfen.

Unsere Stärken dabei sind:

  • keine Bürokratie (Privatpraxis);
  • keine Wartezeit (Privatpraxis);
  • Patient wird am selben Tag behandelt;
  • professionelles Equipment (Lupenlampe, sterile Instrumente, externe ­Absauganlage für schädlichen Schleifstaub, Spezialverbände, adäquate Me­dikation);
  • erforderlicher Arztkontakt per Telefon zur Weiterbehandlung, Impfung etc.;
  • Barzahlung ohne Rezept (Quittung);
  • Patient kann meistens sofort wieder zur Arbeit gehen;
  • eventuelle Wiedervorstellung in den nächsten Tagen zur Kontrolle.

Doch auch hier sollte man seine Grenzen kennen. Für gesunde Menschen besteht bei kleineren Verletzungen in der Regel kein Grund zur Sorge. Dennoch sollte man Patienen unbedingt zum Arzt schicken, wenn die klassischen Zeichen einer Entzündung oder Infektion auf­treten, die Wunde sich rötet oder anschwillt und schmerzt. «

Anschrift des Verfassers:
Fritz Bittig
Fachlehrer für Podologie und Buchautor
Bergwerkstraße 22
83471 Berchtesgaden
www.fritz-bittig.de

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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