„Frühzeitig eine podologische Praxis aufsuchen“
Frau Niederau, Nagelpilz betrifft immer mehr Menschen – zumindest sehen immer mehr Menschen ihn als Problem und lassen ihn behandeln. Das gilt schon für Kinder und Jugendliche. Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Ursachen für Nagelpilz?
Die Ursachen sind sehr vielseitig. Viele Patient*innen haben ein geschwächtes Immunsystem. Dazu kommen oft falsche Schuhe und falsche Strümpfe. Hierdurch erreichen wir eine Traumatisierung der Nägel, die Pilzerkrankungen begünstigt. Ein weiterer Risikofaktor ist eine zuckerreiche Ernährung. Hier sind nicht nur die Süßigkeiten gefährlich, sondern auch versteckter Zucker zum Beispiel in durchwachsenem Speck, Leberkäse, Leberwurst oder Fertigprodukten aller Art.
Bei den Jugendlichen kommt auch noch die Hormonumstellung als Risiko hinzu: Der Nagel stellt sich gerade um, wird vom Kinder- zum Erwachsenennagel. Die Füße schwitzen vermehrt, dadurch können Pilze die Nägel leichter angreifen. Häufig spielt zusätzlich eine genetische Disposition eine Rolle. Jedenfalls ist es wichtig, immer wieder zu prüfen, ob es eine Veränderung gibt, die auf eine Pilzerkrankung hinweist.
Und dann sollte man eine podologische Praxis aufsuchen, je früher, desto besser. Wir untersuchen in der Praxis die Nägel mit Spezialbrille und Lupe, dadurch kann sich der Verdacht erhärten. Beim Verdacht auf Nagelpilz mache ich einen Abstrich und schicke ihn ins Labor, danach habe ich die ärztlich gesicherte Diagnose und kann entsprechend behandeln.
Beim Verdacht auf Nagelpilz mache ich einen Abstrich und schicke ihn ins Labor.
Viele Patienten kommen mit einer Diagnose vom Hautarzt oder der Hautärztin. Wie kann die Podologie denn dazu beitragen, hartnäckigen Nagelpilz zu beseitigen?
Die genaue Therapie hängt natürlich vom Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin ab. Bei Patient*innen ohne erhöhtes Risiko für Komplikationen können wir den pilzbefallenen Teil des Nagels abschleifen und einen Okklusivverband mit 40-prozentigem Urea anlegen. Dieser luftdichte Verschluss mit Kappe und Pflaster soll für etwa 48 Stunden einwirken. Anschließend unterstützen wir das Wachstum eines neuen, gesunden Nagels durch Anwendung von Wirkkosmetik wie dem Spirularin Nagelserum. Es wird direkt nach Abnahme des Okklusivverbands erstmals aufgetragen, anschließend muss der Patient oder die Patientin das Nagelserum zweimal täglich zuhause auftragen. Hierzu gibt es allerdings auch alternative Therapieschemata. Wenn zum Beispiel ein Mensch mit Epilepsie dazu neigt, beim Bücken einen Anfall zu bekommen, wäre anstelle eines Nagelserums ein Nagelspray die bessere Alternative. Produkte dieser Art lassen sich einfach aus der Ferne aufsprühen.
Wann sagen Sie bei Nagelpilz, dass die Grenzen erreicht wurden und schicken den Patienten oder die Patientin zum Arzt?
Das passiert gar nicht. Bei Verdacht auf Nagelpilz mache ich einen Abstrich und schicke diesen ins dermatologische Labor, dann erhalte ich die ärztlich gesicherte Diagnose.
Die Behandlungen erfolgen bei uns vor Ort und bei den Patient*innen zuhause oder in der Pflegeeinrichtung, das läuft Hand in Hand. Darauf folgt die konsequente Behandlung durch Patienten und Patientinnen sowie oft auch durch Pflegekräfte. Das funktioniert sogar bei 100 Prozent Befall aller Nägel.
Einer meiner schwer betroffenen Patienten mit Nagelwachstumsstörung hat sein Pflegepersonal sieben Jahre lang konsequent angewiesen, ihn richtig zu behandeln. Jetzt hat er zwar immer noch eine Nagelwachstumsstörung, aber keinen Nagelpilz mehr.
Zuckerreiche Ernährung ist ein Risikofaktor.
Nagelpilz ist leider hartnäckig – ihm vorbeugen zu können, wäre daher das Beste. Welche Tipps geben Sie zur Prävention?
Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten immer, ausschließlich Strümpfe aus Baumwolle oder Bambusfasern zu tragen und auf die Fußhygiene zu achten. Zusätzlich empfehle ich ihnen unterstützende Cremes oder Gels, die sie regelmäßig anwenden können.
Wichtig ist auch, Traumata zu vermeiden, wie sie etwa durch zu enge Strümpfe oder Schuhe entstehen, da sollte alles genau passen. Der Ansatz der Prävention sollte möglichst ganzheitlich sein, also auch Bewegung und die Ernährung umfassen.
Apropos Ernährung: Wenn im Darm zu viele Pilze siedeln, kommt es auch zu Ansiedelungen auf der Haut und an den Nägeln. Deshalb sollte jede und jeder die Ernährung verbessern. Mein Tipp: Regelmäßig einen Ingwer- oder Thymiantee trinken, um dem Körper bei der Abwehr zu helfen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!