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16. Mai 2024
Andreas Bertits
Innovationen

Ist KI die Zukunft der Podologie? Sindy Burow im Interview

Wir haben mit Sindy Burow B.A., Podologin und Vizepräsidentin des podo deutschland über das Thema KI in der Podologie gesprochen. Wie kann künstliche Intelligenz eingesetzt werden und welche Innovationen könnte dies mit sich bringen?
KI
amfer75/Adobe Stock
Mit speziellen Apps lassen sich Haut- und Nagelerkrankungen an den Füßen erkennen.

KI ist eine Technologie, die sich aktuell auf viele Arbeitsbereiche und Branchen auswirkt. Glaubst du, dass auch in der Podologie über kurz oder lang KI-Tools zum Einsatz kommen?

Sindy Burow: Ja, ich glaube, dass Künstliche Intelligenz (KI) in der Podologie eingesetzt werden könnte. KI hat das Potenzial, die Diagnose und Behandlung von Haut- und Nagelerkrankungen erheblich zu verbessern.

Durch den Einsatz von KI-Tools zur Bilderkennung und -analyse könnten Haut- und Nagelerkrankungen genauer diagnostiziert werden. Solche Tools könnten sehr nützlich sein, um komplexe Muster in Bildern zu erkennen, die das menschliche Auge möglicherweise übersieht.

Dies könnte zu effektiveren und individuelleren Behandlungsplänen führen, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten zugeschnitten sind.

In welcher Form könnte Künstliche Intelligenz in der Podologie genutzt werden?

KI könnte in verschiedenen Bereichen der Podologie eingesetzt werden. Neben der Bildanalyse zur Diagnose von Haut- und Nagelerkrankungen könnte KI auch bei der Entwicklung individueller Behandlungspläne helfen, die auf den spezifischen Bedürfnissen jedes Patienten basieren.

Darüber hinaus könnte KI zur Verbesserung der Ausbildung von Podolog*innen eingesetzt werden, indem sie den Zugang zu einer Vielzahl von realistischen Situationen und Patientenprofilen bietet. Durch den Einsatz von Simulationen und virtuellen Fallstudien können angehende Podologen sich mit verschiedenen Szenarien vertraut machen und ihre Fähigkeiten verbessern.

Wie genau könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Ausbildung von Podolog*innen aussehen?

KI könnte und sollte eine Rolle in der Ausbildung von Podolog*innen spielen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Ausbildung könnten Studierende Zugang zu einer Vielzahl von realistischen Situationen und Patientenprofilen haben, was ihnen helfen könnte, eine breitere Erfahrungsbasis zu entwickeln. Darüber hinaus könnten KI-Systeme in der Ausbildung zur Analyse von Patientendaten und zur Erstellung von Behandlungsplänen unterstützen. Dies könnte den Lernenden helfen, Muster in den Daten zu erkennen und zu verstehen, wie verschiedene Faktoren die Gesundheit der Füße beeinflussen können. Dieses Wissen könnte dann genutzt werden, um effektive und individuelle Behandlungspläne zu erstellen.

Sindy
Foto: podo deutschland
Sindy Burow B.A. ist Podologin und Referentin Forschung, Wissenschaft und Bildung sowie Vizepräsidentin des podo deutschland.

Die Auswirkungen von KI auf die Podologie

Glaubst du, dass Künstliche Intelligenz eher einen positiven oder negativen Effekt auf die Branche haben wird? Wenn es beispielsweise mit Scanner und KI-Auswertung möglich wäre, Nagel- oder Fußerkrankungen zuhause zu erkennen, könnten ja Fehldiagnosen gestellt werden. 

Ich denke, dass KI einen positiven Einfluss auf die Podologie haben wird, jedoch müssen die Risiken sorgfältig berücksichtigt werden. Die Anwendung von KI-Tools in der Medizin ist nicht ohne Kontroversen. Die Gefahr von Fehldiagnosen besteht, insbesondere wenn die KI-Tools nicht richtig kalibriert oder unzureichend trainiert sind. Es ist daher unerlässlich, dass diese Systeme von qualifizierten Fachleuten überwacht und interpretiert werden. Künstliche Intelligenz sollte als ein Werkzeug angesehen werden, das den Podologen unterstützt, aber nicht ersetzt.

Welche technischen Innovationen siehst du noch für die Zukunft der Podologie?

Neben KI könnten auch andere technologische Innovationen die Zukunft der Podologie und angrenzende Bereiche prägen. Fortschrittliche 3D-Drucktechnologien könnten beispielsweise zur Herstellung von maßgeschneiderten orthopädischen Einlagen eingesetzt werden. Diese Technologie hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Einlagen hergestellt und angepasst werden, radikal zu verändern. Ebenso könnte die Weiterentwicklung von Geräten zur Überwachung der Fußgesundheit und zur Früherkennung von Problemen einen großen Einfluss haben – hier gibt es schon erste Ansätze zur Überwachung von Patient*innen mit Neuropathien, um eine beginnende Ulzeration frühzeitig festzustellen.

Diese Geräte könnten in der Lage sein, Daten in Echtzeit zu erfassen, was eine kontinuierliche Überwachung und sofortige Rückmeldungen ermöglichen würde. Dies könnte nicht nur die Behandlung von bestehenden Erkrankungen verbessern, sondern auch dazu beitragen, zukünftige Probleme zu verhindern.

Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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