Modellierspange für die passive Nagelkorrektur
Allen Nagelkorrekturspangen liegt das gleiche Wirkprinzip zugrunde: Der Nagel soll durch Hebel-, Feder- oder Zugkräfte seine ursprüngliche, meist eingerollte Form verändern und daran gehindert werden, Druck auf Nagelumgebung und Nagelfalz auszuüben. Mit der Korrektur der pathologischen Nagelform – in der Regel ein Unguis convolutus (eingerollter Nagel) – soll ein dauerhafter Therapieerfolg erzielt werden. Mitentscheidend für diesen Erfolg sind immer die gründliche Vorbereitung von Nagel und Nagelfalz sowie begleitende pflegerische und druckentlastende Maßnahmen. Insbesondere dann, wenn genetische Faktoren bei der Anamnese als Ursachen auftauchen, kann es vorkommen, dass nur das dauerhafte Tragen einer Nagelkorrekturspange die Beschwerden lindert.
Eingerollte, eingewachsene und formveränderte Nägel sind neben verhornten, schmerzhaften Nagelfalzen die Haupteinsatzgebiete von Nagelkorrekturspangen. Nicht jede Spange ist tatsächlich für jede*n Patient*in einsetzbar und umgekehrt kann nicht jedes Nagelproblem mit der gleichen Spange behoben werden. Hier liegt es am Behandelnden selbst, aufgrund von Erfahrung und Wissen die passende Methode auszuwählen.
Der sanfte Weg – passive Nagelkorrektur
In vielen Fällen lassen sich mit der sogenannten passiven Nagelkorrektur sehr gute Erfolge erzielen. Bei stark gewölbten, eingerollten Nägeln ist die Nagelplatte am proximalen Nagelrand meist flacher und weniger stark eingerollt. Hier setzt diese Methode an: Durch die Passivspange wird die natürliche Form des Nagels in der Nagelmatrix fixiert und beim Herauswachsen beibehalten. Dadurch wird Stück für Stück eine insgesamt flachere Nagelwölbung erzielt. Ist der Nagel weit genug herausgewachsen, lässt sich die Spange leicht und schmerzfrei von der Nagelplatte entfernen.
Im Gegensatz zur aktiven Nagelkorrektur kommen keine physikalischen Zug- oder Hebelkräfte zum Einsatz. Die Passivspange wirkt wie ein stützendes Korsett und wächst mit dem Nagel nach vorne – schonend, spannungsfrei und ohne Schmerzen zu verursachen.
Aus Gel modelliert
Ein System zur passiven Nagelkorrektur ist „BLUE LIGHT professional“ der Hellmut Ruck GmbH. Eine spezielle Schulung ist nicht erforderlich. Wer Nagelprothetik und Klebetechniken anderer Art beherrscht, kann dieses System leicht erlernen.
Mit dem Spangen-System lassen sich individuell modellierte Passivspangen einfach und ohne viel Aufwand herstellen. Es handelt sich nicht um eine „fertige“ Spange, sondern um ein LED-lichthärtendes Gel, aus dem die Spange geformt und so an den betroffenen Nagel angepasst wird.
Einfache Anwendung – Schritt für Schritt
1. Vorbereiten
Zunächst wird der Nagel fachgerecht vorbereitet und tamponiert. Dabei werden eingewachsene Nagelteile entfernt, die Nagelfalze sorgfältig gereinigt und die Nageloberfläche mit einem Diamantschleifer aufgeraut (Abb. 1). Danach den Nagel mit dem Cleaner entfetten und den Nagelfalz vortamponieren.
2. Haftvermittler aufbringen
Dann den reizarmen und luftrocknenden Primer dünn auf den Nagel auftragen (Abb. 2). Er sorgt für besonders guten Halt auf der Nageloberfläche auch bei Problemnägeln.
3. Auftragen und Modellieren
Jetzt kann das „BLUE LIGHT professional Gel hard“ mit der Dosierspritze auf den Nagel aufgetragen und mithilfe eines Nagelinstruments vorsichtig zu einer Spange modelliert und an die Nagelform angepasst werden (Abb. 3).
4. Aushärten
Im Anschluss kommt die LED-Lampe zum Einsatz: Nach nur 60 Sekunden ist das Material ausgehärtet (Abb. 4). Wichtig: Immer eine Schutzbrille tragen, um Schäden durch das Blaulicht zu verhindern. Die nach der Aushärtung entstehende Dispersionsschicht mit Cleaner entfernen.
5. Korrigieren
Zum Abschluss noch kleine Unebenheiten mit einem Hartmetallschleifer korrigieren und abschleifen (Abb. 5). Um den Nagelfalz zu schützen, die Tamponade gegebenenfalls erneuern (Abb. 6) und den Nagel mit einem beruhigenden Pflegepräparat behandeln.
Schnell und effektiv
In der Regel dauert das Setzen der Spange etwa 10 bis 15 Minuten. Die Spange muss nicht alle vier Wochen neu angebracht werden wie bei anderen Methoden üblich, dennoch ist die regelmäßige Kontrolle des Nagelwachstums unabdingbar. Der Therapieverlauf hängt stark von der Geschwindigkeit des Nagelwachstums ab.
Da die Spange an der Nagelmatrix aufgesetzt wird, muss nicht abgewartet werden, bis zum Beispiel eine Entzündung im vorderen Nagelfalz abgeklungen ist. Auch Menschen mit Diabetes können mit dem „BLUE LIGHT professional System“ behandelt werden.
Sanft und schmerzfrei
Gerade bei Patient*innen, die Angst vor Schmerzen haben, kann der Einsatz einer Passivspange gute Erfolge bringen. Ein eingewachsener Fußnagel verursacht häufig große Schmerzen und viele Patient*innen – insbesondere Kinder oder Jugendliche – haben deshalb Angst vor einer Behandlung. In solchen Fällen ist die Passivspange eine gute Lösung, da sie keine Schmerzen verursacht.
Auch die Podologin Barbara Greifeld-Wessels ist von der sanften Nagelkorrekturmethode überzeugt und setzt sie vor allem bei ängstlichen und sehr jungen Patient*innen ein. „Nach meiner Meinung ist das BLUE LIGHT professional System eine Bereicherung für jede Praxis. Denn auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, ganz neue Kundenkreise anzusprechen.“
Die Inhaberin einer Podologie-Praxis in Leonberg erzählt weiter von ihren Erfahrungen: „Ich wende das Spangen-System regelmäßig an und bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Eine kleine Patientin, gerade erst 10 Jahre alt, litt unter einem Unguis incarnatus am Großzeh, der durch falschen Nagelschnitt entstanden war. Als sie zum ersten Mal zu mir in die Praxis kam, hatte sie geradezu Panik vor der Behandlung und große Angst vor noch mehr Schmerzen.
Zunächst habe ich den betroffenen Nagelfalz tamponiert. Nach drei Tagen war der Platz dann ausreichend, um die Passivspange aufzubringen und schnell gab es auch die ersten Erfolge: Die Entzündung ist abgeklungen, der Nagel wuchs in seiner ursprünglichen Form nach. Schon nach kurzer Zeit konnte meine Patientin ohne Beschwerden oder Beeinträchtigungen durch die Spange wieder den heißgeliebten Ballettunterricht besuchen.“
Die Anwendungsbereiche auf einen Blick
- leichte Rollnägel, ein- oder beidseitig
- eingewachsene Nägel
- Entlastung bei entzündetem/schmerzendem Nagelfalz
- Entlastung bei gereiztem Nagelfalz, etwa durch Verhornungen oder Hühneraugen
- Anwendung auch bei brüchiger Nagelsubstanz und bei teilweise abgelösten Nägeln möglich
- für Risikopatient*innen (Menschen mit Diabetes) geeignet