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7. Dezember 2021
Redaktion

Neuropath iA: Spielen für die Diabetesforschung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Magdeburg wollen mithilfe eines neuartigen Ansatzes Nervenschädigungen und Wahrnehmungsstörungen bei Betroffenen mit Diabetes frühzeitig erkennen.



Foto: Sarah Kossmann/Universitätsmedizin Magdeburg

Die Zahl der Menschen mit Diabetes nimmt zu. In Sachsen-Anhalt sind es mit über 11 Prozent der Bevölkerung (GKV-Daten der BARMER) besonders viele. Erhöhte Zuckerspiegel führen nicht zu eindeutigen Symptomen. Meistens klagen die Betroffenen über unspezifische Zeichen wie vermehrtes Wasserlassen, Mundtrockenheit, Sehstörungen und Abgeschlagenheit. Heimtückisch ist die Erkrankung Diabetes wegen schleichender Veränderungen an den Nerven und der Entwicklung von Missempfindungen oder dem Verlust von Wahrnehmung an den Füßen. Damit besteht die Gefahr ernsthafter Verletzungen bei den Betroffenen. Schon zum Zeitpunkt der ersten Diagnose einer Zuckererkrankung können Veränderungen an den Nerven vorliegen.

Mit einem neuartigen Forschungsansatz widmet sich eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Peter Mertens, Klinikdirektor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Magdeburg, diesem Problem. Die Arbeitsgruppe hat ein Register für „Diabetes und Nerven“ aufgebaut, in dem schon mehr als 1.100 Betroffene der Region Magdeburg aufgenommen wurden. Ziel ist es, Nervenschäden mithilfe eines einfach gestalteten Spiels zu erfassen und damit einen frühzeitigen Nachweis einer Nervenschädigung oder einer kognitiven Einschränkung zu erbringen.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Antao Ming demonstriert die Funktionsweise der Schuhe mit speziellen Einlegesohlen in Verbindung mit dem Spiel auf einem Tablet. Foto: Sarah Kossmann/Universitätsmedizin MagdeburgFast jeder Dritte leidet an einer Schädigung der Nerven

„Rund jeder dritte Patient mit Diabetes leidet an einer Nervenschädigung. Gut die Hälfte dieser Patienten weiß dies jedoch nicht und läuft somit Gefahr für eine ernsthafte Fußverletzung, wie etwa Verbrennungen. Verletzungen werden dadurch unbemerkt verschleppt und weiten sich leichter aus“, erklärt Mertens.

Laut dem Diabetologen können zudem Nerven durch den Einfluss von erhöhten Blutzuckerwerten aktiviert werden, ohne dass es angebracht wäre. Dies führe zu Ameisenkribbeln, unangenehmem Ziehen oder brennenden Schmerzen, meist verbunden mit Bein- oder Fingerkrämpfen. Bei der ärztlichen Untersuchung wird nach solchen Veränderungen gefahndet.

In der Diagnostik nutzt die Magdeburger Arbeitsgruppe dafür ein eigens entwickeltes einfaches Spiel. Prof. Mertens erläutert das Prinzip: „Nervenschäden werden unter anderem durch Auslösung der Muskelreflexe oder die Nutzung einer Stimmgabel bestimmt. Unsere Probandinnen und Probanden tragen Schuhe mit speziellen Einlegesohlen, die mithilfe von Drucksensoren die Nervenfunktion bei bestimmten Bewegungsübungen messen können. Sind die Wahrnehmungen vermindert, spricht man von einer Polyneuropathie.“

Neben dem 20-minütigen Bewegungsspiel erfolgen eine ärztliche Untersuchung aller Nervenfunktion sowie eine Testung der kognitiven Funktionen. Ein Fragebogen ist ebenfalls auszufüllen. Die Auswertung der Spielergebnisse werden den Studienteilnehmenden unmittelbar mitgeteilt und mit ärztlichen Untersuchungsbefunden verglichen.

Teilnehmende gesucht

Mehr als 200 Probanden haben bisher erfolgreich an der Studie teilgenommen. Für das Forschungsprojekt mit dem Titel „Neuropath iA“ werden aber noch weitere Studienteilnehmende gesucht. „Wir benötigen knapp 500 Probanden mit Diabetes Typ I oder II, damit wir eine aussagefähige Kohorte haben“, erklärt Mertens. Interessierte sollten im Alter von 18 bis 80 Jahren sein, eine Schuhgröße von 36 bis 46 tragen und nicht an Fußveränderungen und akuten Erkrankungen leiden. Die Untersuchungen finden an der Universitätsmedizin in Magdeburg statt. Die Fahrtkosten können erstattet werden.

Das Projekt „Neuropath iA“ ist Teil des interdisziplinären Forschungsverbundes „Autonomie im Alter“ und wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

 

 

Quelle: Universitätsmedizin Magdeburg | Cornelia Meier

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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