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3. März 2023
Redaktion

„Schuhe tragen, die die natürliche Funktion des Fußes unterstützen“

Die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. sprach mit Reha-Mediziner Martin Vierl, wie man sein Leben lang gut zu Fuß ist. Er ist Chefarzt der Rehaklinik Sonnhalde der RehaZentren Baden-Württemberg gGmbH.



Grafik: Cornelia Meier/C. Maurer Fachmedien

Wie lange dauert es, bis unpassendes Schuhwerk dem Rücken schadet?
Dauer und Häufigkeit sind entscheidende Faktoren. Funktionelle Beschwerden wie reine Muskelverspannungen können schon kurzfristig entstehen. Strukturelle Veränderungen bilden sich erst nach längerer Fehlbelastung. Aber niemand wird jünger! Deshalb ist es sinnvoll, schon früh alles für einen gesunden Rücken zu tun. Das fängt in der Tat bei gesundheitsförderlichen Schuhen an.

Wie helfen Sie Menschen, die durch schlechte Schuhe Rückenprobleme bekommen haben?
In der Rehabilitation sehen wir viele Menschen, die – auch wegen unnatürlichen Laufens in ungünstigen Schuhen – Rückenprobleme haben. Ein wichtiger Bestandteil des Behandlungskonzepts ist ein propriozeptives Gangtraining. Das bedeutet, die Füße sollen spüren lernen, wo sie hintreten. Es werden wieder harmonische Reaktionsmuster auf unebenem Untergrund trainiert. Dies wirkt sich erstaunlich aktivierend auf die Rückenmuskulatur aus. Verspannungen und ungünstige Bewegungsmuster normalisieren sich allmählich.

Wie überzeugen Sie Menschen, ihre Füße und passendes Schuhwerk wichtiger zu nehmen?
Wer an dem Gangtraining teilgenommen hat, spürt am eigenen Körper, welche Heilkraft natürliches Gehen entwickeln kann. Diese Menschen braucht man nicht lange zu überzeugen. Man muss sich bewusst machen: Nicht alles, was auf dem Markt angepriesen wird, ist geeignet, um den ganzen Tag damit herumzulaufen. Vor allem bei längerer Nutzung können sich mitunter negative Effekte zeigen. Übertrieben gedämpfte, weiche Schuhe sind im ersten Moment angenehm, haben aber einen verunsichernden Effekt auf stabilisierende Bewegungsmuster. Zudem verleiten sie beim Joggen zu einer unnatürlichen Fersenlandung. Das kann ungünstige Einflüsse auf die Unterschenkelmuskulatur haben. Echte Barfußschuhe – nicht alle verdienen diese Bezeichnung – haben eine besonders dünne und flexible Sohle. Das Gehen in Barfußschuhen fördert einen gesunden Fuß, fordert ihn aber auch. An das Tragen solcher Schuhe muss man sich schrittweise gewöhnen. Vor allem beim Joggen benötigt man eine völlig andere Lauftechnik, die mehr über den Vorfuß stattfindet. Um das zu schaffen, benötigt die Muskulatur des Fußes und des Unterschenkels ein ausreichendes Training.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Quelle: Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. | Redaktion: Cornelia Meier

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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