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24. Mai 2023
Rolf Leicher
Work-Life-Balance

Mach‘ doch mal Pause

Fußballer*innen machen nach 45 Minuten eine 15-minütige Pause. Lkw-Fahrende haben begrenzte Lenkzeiten. Auch in der Schule gibt es für die Schüler*innen eine Pause. Doch wie sieht es bei Ihnen aus? Warum Sie Pausen nicht als „Verlustzeiten“ betrachten sollten, erklärt Fachautor Rolf Leicher.
Foto: Davide Angelini/Adobe Stock

Es gilt längst als erwiesen, dass die Leistungsfähigkeit ohne Pause abnimmt. Auch Körper und Psyche senden Signale, wann es an der Zeit ist, eine Pause einzulegen. Gereiztheit, Ungeduld, Nervosität, nachlassende Konzentration und Arbeitsfehler entstehen, wenn man auf Pausen verzichtet. Hinzu kommt: Je länger Sie die Arbeitspause auf später verschieben, desto mehr Zeit benötigen Sie später, um sich zu erholen.

Und trotzdem finden wir immer wieder Argumente, weshalb eine Pause nicht möglich ist: eilige Patientenanfragen sofort bearbeiten, Behandlungstermine spontan annehmen, wichtige Verwaltungsarbeiten gleich erledigen, Rückstände aufarbeiten.

Pausen sind Pflicht

Mittags durcharbeiten, nur schnell einen Kaffee trinken und einen Müsliriegel knabbern, zählt nicht als offizielle Arbeitspause. Berufsgenossenschaften legen Wert darauf, dass Pausen auch stattfinden. Nach einer Arbeitszeit von drei Stunden sollte eine Ruhezeit von mindestens 20 Minuten eingelegt werden. Neben den Behandlungen zählen auch Arbeiten am Computer zur Arbeitszeit.

Wer Pausenzeiten missachtet, riskiert ein Erholungsdefizit und auf Dauer gesundheitliche Nachteile. Ein Zwischenstopp zwischen zwei Terminen leistet einen wichtigen Beitrag, um Ihre Leistungskraft zu erhalten.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) definiert Pausen wie folgt: „Arbeitspausen sind Arbeitsunterbrechungen, in denen keine Arbeitstätigkeiten ausgeführt werden sollen. Sie dienen zum Beispiel der Erholung, schaffen einen Ausgleich zur ausgeübten Tätigkeit und ermöglichen den persönlichen Austausch.“

Tipps für eine erholsame Pause

  • Augenentspannung: Visuelle Anstrengungen erfordern Entspannungsübungen durch Seh-Pausen. Hier wird die 30-30-Regel empfohlen. Sie schließen für 30 Sekunden Ihre Augen. Dann blicken Sie konzentriert 30 Sekunden lang auf einen Punkt, der sich aber nicht bewegt. Anschließend wiederholen Sie die Übung dreimal.
  • Musik hören: Kopfhörer aufsetzen, sich bequem hinlegen und zwei oder drei Lieblingssongs anhören. Egal, ob Sie Pop oder Klassik mögen. Musik lenkt von der Arbeit ab und lässt im Gedächtnis Bilder entstehen. Sie können auch gerne dabei mitsingen. Egal, wie gut Sie singen können. Hauptsache, es macht Freude.
  • „Daily uplifts“: Hier geht es um die Wahrnehmungslenkung, um Ihr „Kopf-Kino“. Sie verdrängen die Arbeit aus Ihren Gedanken. Stattdessen konzentrieren Sie sich auf andere Dinge, etwa den bevorstehenden Urlaub. Oder auf Ihr Hobby. Oder die Familie und liebe Freunde. Hauptsache, es sind angenehme und freudige Gedanken.
  • Atemtechnik: Bei Anspannung verändern sich die natürlichen Atemgewohnheiten. Vor allem das Ausatmen, der Abtransport des verbrauchten Sauerstoffs, wird dann vernachlässigt. Diese sogenannte Stressatmung (flach und stockend) versorgt die Lungen nicht mit genügend Sauerstoff und wirkt über einen längeren Zeitraum leistungsmindernd und ermüdend. Richtiges Atmen, auch während der Arbeit, hält Sie länger fit. Beim richtigen Atmen spielt der ganze Körper mit, alle Organe werden beeinflusst, es stellt sich Gelassenheit ein.
  • Progressive Muskelentspannung: Edmund Jacobson aus Schweden hat diese Methode entwickelt, um in der Pause gezielt zu entspannen. Einzelne Muskelgruppen, die Sie während der Arbeit stark belastet haben, werden nacheinander systematisch gestreckt und gelockert. Die Übung können Sie im Sitzen ausführen und durch eigene Massage unterstützen.

Erfrischt in die nächste Behandlung

Flüssigkeitsmangel führt schon nach kurzer Zeit zur Konzentrationsschwäche. In Zeiten der Digitalisierung können Sie inzwischen auch Erinnerungshilfen auf dem Smartphone nutzen. Den Griff zur Wasserflasche speichern Sie einfach und lassen sich durch eine App erinnern. Für das iPhone gibt es zum Beispiel den „Trink-Wecker, die „Trink-Uhr“ und den „Aqua-Plan“. Per Push-Benachrichtigung werden Sie ans Trinken erinnert.

PAUSE IST NICHT GLEICH PAUSE

Resilienz: Regelmäßige Pausen steigern die Widerstandskraft

Der Begriff Resilienz stammt vom lateinischen „resilire“ und bedeutet „zurückspringen“ oder „abprallen“. Er bezeichnet die inneren Kräfte, die Ihnen helfen, nach den starken Arbeitsbelastungen wieder den normalen Modus zurückzufinden. Dabei geht es nicht um die Reduzierung von Stress selbst, sondern vielmehr datum wie Sie nach der Belastung schnell wieder ins Gleichgewicht kommen.

Laden Sie Ihre innere Batterie auf, so wie ein E-Auto an der Ladestation. Zwanzig Minuten Ladezeit reichen dann wieder für über 200 Kilometer Fahrt. Pausen sollen immer mit positiven Emotionen verbunden sein. Ein wichtiger Faktor dabei ist die „Impulskontrolle“. Es geht darum, sich auf Nichtstun zu konzentrieren, was nicht leicht ist in einer Zeit der ständigen Ablenkungen. Schalten Sie den Anrufbeantworter ein und lassen Sie sich in der Pause nicht unterbrechen.

Wer Pausen macht, handelt verantwortungsvoll

Wer auf seinen Körper hört und eine Pause macht, ist kein „Weichei“, sondern handelt verantwortungsvoll. Berücksichtigen Sie darum bereits bei der Arbeitsplanung Ihre erforderlichen Auszeiten. Wer auf die Mittagspause verzichtet, oder sie stark verkürzt, leistet am nachmittags weniger. Wer trotzdem weiter arbeitet, erhöht das Fehlerrisiko um das Doppelte und auch die Unfallhäufigkeit steigt.

LESETIPPS

  • Froböse, Ingo „Power durch Pausen“. Gräfe und Unzer Verlag, München 2017, 158 Seiten.
  • Scharnhorst, Julia „Pausen machen munter“. Haufe-Lexware Verlag, Freiburg, 2016, 129 Seiten.

 

Autor
Dipl. Betriebswirt Rolf Leicher
Heidelberg

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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